Bochum. .
Eine 125 Kilo schwere englische Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg hat am Donnerstag den Bahnverkehr in Bochum zu großen Teilen zum Erliegen gebracht. Vor allem der Fern- und Regionalverkehr war betroffen. Viele Züge fielen komplett aus oder wurde über Wanne-Eickel umgeleitet. Tausende Menschen im ganzen Ruhrgebiet kamen dadurch zu spät oder gar nicht an ihr Ziel. Lediglich der S-Bahn-Verkehr blieb weithin verschont.
Das Fahrplanchaos begann am Morgen in Langendreer-West, am Stellwerk Salweidenbecke. Dort hatten Bauarbeiter, die für die Bahn im Einsatz waren, gegen 8.45 Uhr bei Baggerarbeiten rund zehn Meter neben den Gleisen eine Bombe gefunden. Der Kampfmittelräumdienst ließ im Radius von 200 Metern alles evakuieren. Davon betroffen waren ein Baumarkt, zwölf Wohnhäuser mit 33 Bewohnern und die angrenzenden Bahnstrecken. Um 12.20 Uhr wagte sich ein Feuerwerker an die Bombe. 14 Minuten später hatte er sie entschärft.
Bis dahin war der Fahrplan der Bahn kräftig durcheinandergewirbelt worden. Während auf dem S-Bahnsteig weiterhin reger Betrieb herrschte, sah es auf den Fernverkehrsbahnsteigen teilweise so leer aus wie in der Nacht. „Zug fällt heute aus“, lasen die Fahrgäste auf der Anzeigetafel. Wie Andreas Grewe von der Bahnpolizei der WAZ sagte, waren 74 Züge betroffen. 42 Züge fuhren eine Gesamtverspätung von sechs Stunden ein. Weitere 32 wurden umgeleitet und fuhren Bochum gar nicht an.
Zwischenzeitlich war die Sperrung der Fernstrecke durch Langendreer zwar aufgehoben worden. Doch um 12.15 Uhr wurde sie erneut dicht gemacht, weil der Feuerwerker an die Arbeit ging. „Zur Zeit kein Zugverkehr des Fern- und Regionalverkehrs möglich (Bombenentschärfung)“, stand auf der Anzeigentafel im Hauptbahnhof. Gleichzeitig teilte die Anzeige aber mit, dass der RE 16 sowie die RB 40 und RB 46 dennoch weiterfahren. In diesem Nachrichtenwirbel den Überblick zu finden, war eine Herausforderung. Viele Fahrgäste standen in einer Mischung aus Unglaube und Verunsicherung in den Halle. „Gibt’s doch gar nicht!“, meinte einer.
Ab 12.35 Uhr wurden die evakuierten Gebäude wieder freigegeben. Ebenso der komplette Bahnverkehr. Weil sich aber viele Züge noch in der Umleitung befanden, näherte sich der Bahnverkehr nur äußerst langsam wieder dem gedruckten Fahrplan an.