Nach dem seit Monaten schwelenden heftigen Nachbarstreit in einem Mehrfamilienhaus in Bochum-Weitmar stehen jetzt erste Gerichtstermine fest. Die Anzahl der Strafanzeigen hat weiter zugenommen.

Der seit Monaten schwelende Nachbarschaftsstreit in einem Mehrfamilienhaus in Weitmar wird noch in diesem Jahr vor Gericht verhandelt. Der Richter wird Schwerstarbeit leisten müssen, denn das Klima ist offenbar total vergiftet. Die Eigentümerin einer Wohnung, die dort mit ihrer Tochter (18) lebt, ist völlig überkreuz mit anderen Wohnungseigentümern. Die Anzahl der Zwischenfälle, die von beiden Seiten angezeigt worden sind, auf 50 bis 60 angestiegen, sagte Polizeisprecher Axel Pütter am Montag auf WAZ-Anfrage. „Es lässt nicht nach, was das Anzeigenverhalten angeht.“ Meist gehe es um Beleidigungen und Drohungen. Die Aufklärung zumindest bei diesen verbalen Vorfällen sei aber nicht leicht: „Wenn zwei sich nicht grün sind, ist es schwer zu beweisen, wer von den Parteien die Wahrheit gesagt hat“, meint Pütter.

Am 24. November befasst sich zunächst ein Bochumer Zivilrichter mit dem Dauerstreit. Ein betagter Kläger fordert die beschuldigte Nachbarin, eine Frau Ende 40, dazu auf, ihm nicht noch einmal einen Eimer Wasser vom Balkon auf den Kopf zu schütten. Sie soll es auch unterlassen, ihn und seine Frau als „Alkis“ zu bezeichnen und den „Stinkefinger“ zu zeigen.

Am 22. Dezember geht es dann vor dem Bochumer Schöffengericht weiter, einem Strafgericht. Die Beschuldigte soll im Juli eine Nachbarin (73) die Treppe hinabgestoßen haben. Folge: Trümmerbruch am Arm. Bis heute brauche die Seniorin eine Gehhilfe, sagte ihr Anwalt Tim Illner. Als Zeugen habe der Richter „im Grunde das ganze Haus geladen“.

„Das Leben in dem Haus ist schon Strafe genug“

Zumindest teilweise streitet die Beschuldigte die Vorwürfe ab. Auch ihrerseits hat sie Anzeigen erstattet. Angeblich auch gegen Illner selbst, wegen Beleidigung. Dem Anwalt ist davor aber nicht bange, wie er sagte: „Das Leben in dem Haus ist schon Strafe genug.“

Danach geht es wieder zivilrechtlich weiter. Eine weitere Nachbarin fordert von der Beschuldigten, nicht mehr das Lied „Dicke“ von Marius Müller-Westernhagen zu spielen, wenn sie an ihrer Tür vorbeigehe. In einer ähnlichen Klage eines Nachbarn geht es um das Wort „Pantoffelheld“.

Seit kurzem ist gegen die Frau eine neue Anzeige in der Welt. Sie soll „seit Wochen eine milchig-weiße Flüssigkeit“ von Balkon in den Garten schütten. Dadurch seien alle Pflanzen „abgestorben“, sagen Nachbarn. Der Garten scheine „vollkommen kontaminiert“ zu sein. Im Keller soll sie „kanisterweise scharf-ätzendes Reinigungsmittel“ horten.

Der Riesenstreit in Bochum hatte nach Bekanntwerden durch die WAZ im vorigen Sommer ein bundesweites Medieninteresse hervorgerufen, auch bei Fernsehanstalten.