Bochum. Zwei Fragen wurden beim Botenabend im Schauspielhaus beantwortet, eine ganze Reihe weiterer unwirsch zurückgewiesen. Die erfreulichen Antworten sind, dass Marina Frenk den Bochumer Theaterpreis in der Kategorie Nachwuchs erhält und Thomas Anzenhofer jenen bei den Arrivierten.

Für den Missklang sorgte der Versuch, die Fragebögen die Max Frisch für sein ”Tagebuch 1966-71” verfasst hatte, vorzulesen. Das Publikum saß dabei im Dunkeln und lauschte den Stimmen einiger Ensemblemitglieder. Das ging nur 20 der geplanten 40 Minuten gut, dann ertönten zunächst Zwischenrufe („Können wir mal anfangen”), kurz darauf musste das Experiment aufgrund protestierenden Klatschens abgebrochen werden. „Ich hätte mir gewünscht, dass das funktioniert”, sagte ein konsternierter Elma Goerden und entließ das Auditorium in eine verfrühte Pause.

Knappe Entscheidung

Die Verleihung des 4. Bochumer Theaterpreises, der vom Freundeskreis des Schauspielhauses und vom Kemnader Kreis vergeben wird, verlief dann störungsfrei. „Keine Wahlmüdigkeit” konnte der moderierende Freundeskreis-Vorsitzende Hajo Salmen feststellen und konstatierte, dass inzwischen jede Skepsis hinsichtlich der Seriosität des Preises hinfällig sei. Aus den von den Mitgliedern nominierten jeweils drei Kandidaten hat eine Jury die beiden Sieger bestimmt. Insbesondere bei den Arrivierten sei die Entscheidung knapp ausgefallen.

Flapsig-kumpelige Laudatio

Regisseur Henner Kallmeyer hielt eine flapsig-kumpelige Laudatio auf Marina Frenk, in der er ihr eine hohe „Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit" sowie „große Zartheit” bescheinigte und nebenbei allerlei Anekdoten preisgab. Frenk zeigte dann eindrucksvoll, warum sie den Preis verdient hat: mit einer berührenden Interpretation des Paul Celan-Gedichtes Brunnengräber am Klavier sorgte sie für den Höhepunkt des Abends.

Mit Thomas Anzenhofer gewann ein Schauspieler, dessen künstlerische Heimat schon seit Jahren das Schauspielhaus ist. Von 1986 bis 1995 spielte er schon im Ensemble unter Steckel, seit 2005 ist er als Gast nicht mehr wegzudenken, besonders seine Johnny Cash-Darstellung machte ihn zum Publikumsliebling.

"Psychopathologie des Schauspielers"

Die Laudatio des Chefdramaturgen Holger Weimar porträtierte Anzenhofer als kantigen Künstler mit „lückenlosem Gerechtigkeitssinn”, der streitbar sei, aber immer „mit offenem Visier”. Der Geehrte äußerte sich irritiert über den ersten Teil des Abends („Fragen stellen müssen wir können!”), meditierte anschließend über „das Glück des Beschenkten” und bedankte sich bei vielen Weggefährten. Abschließen verlas er den Text „Zur Psychopathologie des Schauspielers” von Egon Friedell, ehe Intendant Goerden einen „unvergesslichen Abend” beendete.