Bochum. .
Zugegeben, es klingt unwahrscheinlich, dass sich der stählerne Kugelhochbehälter, vulgo Wasserturm, auf dem Gelände von Thyssen-Krupp-Stahl an der Castroper Straße zur Pilgerstätte (wie die Jahrhunderthalle mit Wasserturm s.u.) mausert. Doch für seinen Erhalt setzen sich Denkmalpfleger, allen voran das westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster, ein.
Seit knapp 20 Jahren steht der 38 m hohe Stahl-Gigant auf der Denkmalliste. Neben dem 1915 errichteten denkmalgeschützten Wasserbehälter der öffentlichen Wasserversorgung der Stadt Ahlen/Westfalen handelt es sich dabei um den letzten erhaltene Kugelbehälter auf einem Standgerüst in Westfalen.
Der Wasserturm, mit dessen Hilfe einst die Stahlwerke Bochum ihre Wasserversorgung regulierten, wird seit Juli 1991 nicht mehr genutzt. Vier Jahre später gab es erste Restaurierungsarbeiten wegen des starken Rostbefalls. Die Kosten von 57 800 DM konnten damals von Stadt, Land und aus Denkmalpflegemitteln gestemmt werden. Doch nun müsste erneut Geld, viel mehr Geld als vor 20 Jahren, in die Hand genommen werden, um das Bauwerk zu retten. Nach vom Besitzer Thyssen-Krupp in Auftrag gegebenen Gutachten entstünden für die Sanierung Kosten in Höhe von bis zu 450 000 Euro. Eine Translozierung (Verlagerung) – einschließlich Demontage und Wiederaufbau – wird mit bis zu 800 000 Euro veranschlagt.
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Um die Sache zusätzlich zu erschweren: Zum 31. Oktober gibt es einen neuen Besitzer für den alten Wasserturm nebst angrenzender Hallen, eine Fläche von rund 14 Hektar. Die Stahlwerke Bochum, die sich vor einigen Jahren von Thyssen-Krupp gelöst und wieder den alten Namen führen, wollen das Gelände entwickeln. Dazu wurde der Antrag gestellt, den Wasserturm nebst angrenzenden, seit Jahren brachliegenden Hallen, abzureißen.
Bruno Mayer, geschäftsführender Gesellschafter der Stahlwerke: „Wir möchten das Grundstück neu bebauen und neue Arbeitsplätze dort ansiedeln.“ Derzeit fertigen die Stahlwerke mit rund 140 Mitarbeitern als eine der führenden Firmen weltweit Spezialwerkzeuge für Zerkleinerungs- und Recyclingtechnik. Der Wasserturm steht der Neugestaltung eines Teils der Werksflächen entgegen. Doch Mayer sagt auch: „Wer Interesse an diesem Stahlbauwerk hat, darüber ließe sich reden.“ Allerdings müsse der Interessent die Kosten aufbringen und das gilt als hohe Hürde.
Nachteil des industriehistorisch interessanten Objektes sei, so belegten diverse Stellungnahmen: „Das Denkmal steht isoliert in der übrigen Wirtschaftseinheit und hat für diese keine Funktion mehr.“ Dafür ist es jedoch sehr gut sichtbar. Wer vom Bismarckturm nach Osten blickt, erkennt den Wasserturm als Landmarke. Ob und wann der Abriss erfolgt, liegt nun am Amt für Denkmalpflege. Wie es hieß, fehlen für die Stellungnahme noch Informationen.