Bochum. .

Mit großem Eifer und Fotoapparat ist ein 75-jähriger Bochumer Falschparkern in Bochum-Querenburg auf der Spur. Jetzt steht er wegen mutmaßlicher Nötigung einer Autofahrerin vor Gericht. Er soll sich als „Privatsheriff“ aufführen.

Der 75-jährige Angeklagte hat es auf Falschparker abgesehen. Auf einem Supermarktparkplatz in Querenburg soll er sich als „Privatsheriff“ aufführen und Parksünder an Ort und Stelle als „Gesetzesbrecher und Staatsfeinde“ beschimpfen. Seit Donnerstag steht er aber selbst als Beschuldigter da. Er ist vor dem Amtsgericht wegen Nötigung angeklagt - weil er eine Falschparkerin zur Strafe quasi eingesperrt haben soll.

Schon über eine Stunde vor Prozessbeginn sitzt der Mann neben seinem Rollator auf dem Gerichtsflur und wartet auf den Aufruf. Kaum hat der Staatsanwalt die Anklage verlesen, sprudelt sein aufbrausendes Temperament über. „Die ist da reingefahren wie eine Geisteskranke!“, zürnte er mit bebender Stimme.

„Wenn Du jetzt nicht einsteigst und fährst, haue ich Dir eine rein“

Er meinte eine junge Frau, die am 30. Juni mit ihrem Kind versehentlich auf den Lieferparkplatz des Supermarktes gefahren war. Als Sofortsanktion soll der Angeklagte eine Schranke hinter ihr zugemacht haben, obwohl sie - ihr Versehen erkennend - wieder habe wegfahren wollen. Im Streit soll er sie „Schlampe“ genannt haben. Und: „Wenn Du jetzt nicht einsteigst und fährst, haue ich Dir eine rein.“

Der Angeklagte bestreitet alles. „Das stimmt alles nicht.“ Er habe die Frau nur auf das Verbotsschild hingewiesen. „Das ist doch nicht zu viel gesagt!“ Doch ein Zeuge (53) belastet ihn stark. Sehr wohl habe der Angeklagte die Schranke geschlossen. Der Angeklagte würde die Autoparker „in die Ecke“ treiben. Die Frau im vorliegenden Fall sei „kreidebleich“ und „völlig fertig“ gewesen. Sie habe „gezittert“. „Sie hatte richtig Angst.“ Ihr Kind habe geweint. Der Angeklagte würde aber immer nur weniger wehrhafte Leute bedrängen. „Ich habe noch nie gesehen, dass er sich einen mittleren Alters gepackt hat.“

„Ich werde noch viele fotografieren!“

Der Richter: „Ist er da ein Privatsheriff?“. Der Zeuge: „Ja, ja, so kann man es sagen.“

Der Angeklagte hatte das Auto der Frau damals fotografiert. Vor Gericht regte er sich auf, dass die Frau auch ihn fotografiert hatte. „Soviel ich weiß, ist das Fotografieren persönlich verboten, aber das Auto darf ich fotografieren.“ Empört war er auch über den Zeugen: Als er ihm widersprach, zeigte er wütend mit gestrecktem Finger auf ihn.

Kritik an Polizei: „Was die für ‘ne Vernehmung geführt haben, das war katastrophal“

Auch auf die Polizei war der Angeklagte im Prozess nicht gut zu sprechen. Gleich mit sechs Kräften sei sie auf dem Supermarkt-Parkplatz angerückt. „Was die für ‘ne Vernehmung geführt haben, das war katastrophal.“

Ein Urteil gab es am Donnerstag noch nicht. Die Autofahrerin war nicht erschienen. Deshalb gibt es bald einen neuen Termin. Der Angeklagte drohte aber schon mal an: „Ich werde noch viele fotografieren!“