Bochum. .
Sie wollen nur unser Bestes, vielmehr - unsere Besten: Zwei Tage lang waren Werber aus Thüringen in Bochum unterwegs, um „kluge Köpfe von morgen“ zu überreden, ins „grüne Herz Deutschlands“ zu ziehen - eben nach Thüringen. Die anvisierten Zielgruppen sind Ingenieure, aber auch Facharbeiter und Studenten.
Dienstag, Einkaufscenter „Drehscheibe“: Zwei Herren in Schlips und Anzug stellen sich dem Kundenstrom, der an ihrem Infostand vorbeifließt. Manche verweilen. „Och Thüringen“, sagt eine alte Frau verträumt. „Wie schön.“
Das grüne Thüringen wirbt am Stand mit der Signalfarbe Blau. Warum, wissen die beiden Werber, die von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung, kurz ThAFF, auch nicht, aber das ist auch nicht ihre Mission. Projektleiter Patrick List breitet rasch eine Karte aus. „Da liegt Thüringen“, muss er hin und wieder klarmachen. „Da - mitten im Herzen Deutschlands.“ Und erklärt: „Die große Frage ist, erst einmal darzustellen, wo ist Thüringen?“ Er lobt die guten ICE-Verbindungen seines Landes und fügt stolz hinzu: „Keine Staus auf den Autobahnen wie im Ruhrgebiet.“
Professoren und Facharbeiter: „Wir nehmen alle“
Thüringen, das sei eben nicht nur das Land des Waldes, der Rostbratwürste und Klöße, sondern ein interessanter Beschäftigungsstandort. Das ist die Botschaft. Andreas Knuhr, der zweite Mann am Stand, zeigt sich nicht wählerisch: „Wir nehmen alle - vom Hochschulprofessor bis zum Facharbeiter.“ Und zeigt auf den Bildschirm seines Computers: „Wir haben 1500 Stellenangebote.“ Die Arbeitslosenquote daheim liege bei „nur“ 8,1 Prozent, es fehlen Leute.
Auch interessant
Die fehlen anderswo auch, auf einen Ingenieur kommen in Deutschland fünf Stellenangebote. Auch die Zwei aus Thüringen sind auf dieser Spur, suchen Ingenieure rund um die Palette „erneuerbarer Energie, aber auch Maschinenbauingenieure“.
Tour durch Einkaufszentren und Hochschulen
„Freistaat Thüringen. Hier hat die Zukunft Tradition“ ist ihr Motto. Wie wahr. 1991,als die Kombinate nach dem Mauerfall um ihre Existenz kämpften und Zehntausende Mitarbeiter ihren Job verloren, wurden westdeutsche Firmen umworben, um Arbeitsplätze zu schaffen. So kam Opel nach Eisenach. „Eine Initialzündung“ , hieß es dankbar.
Die Werber von heute sind auf Menschen aus. Ihr Auftrag am Mittwoch: An der Ruhr-Uni Fahrradsättel neben der Mensa verteilen, Motto: „Dann sitzen kluge Köpfe von morgen fest im Sattel“. Nicht nur Bochumer sollen gekeilt werden. Die Tour des ThAFF-Teams führt vom Ruhrgebiet über Hannover und Stuttgart bis nach Berlin. Die Einsatzorte sind strikt vorgegeben: Einkaufszentren und Hochschulen. Denn bis zum Jahr 2020 brauche Thüringen mehr als 200 000 Fach- und Führungskräfte.