Bochum.
Die Raumnot sorgt für ein akademisches Novum: Die Hochschule für Gesundheit (hsg) wird einige ihrer Vorlesungen ab der nächsten Woche in einem Autohaus abhalten.
Mit dem Start des Wintersemesters zählt die hsg 400 Studierende: zu viele für das Provisorium in der ehemaligen Knappschaftsverwaltung an der Universitätsstraße 105. Obwohl die hsg bereits einen großen Saal der benachbarten Arbeitsagentur als Hörsaal für 350 Studierende nutzt, musste zusätzlicher Platz geschaffen werden. Der fand sich im fußläufig zu erreichenden Mercedes-Autohaus. Die Hochschule hat das komplette Obergeschoss des Lueg-Neubaus angemietet. „Auf 1000 qm stehen uns mehrere Seminarräume zur Verfügung. Mit den zwei Außenstellen ist der Lehrbetrieb gesichert“, atmet Vizepräsident Werner Brüning auf.
Mit Hochschul-Präsidentin Prof. Dr. Anne Friedrichs und Vertretern aus Verwaltung und Politik begrüßte er am Montag im Bergbaumuseum die Studierenden des zweiten hsg-Jahrgangs. Die Auswahlkriterien waren knallhart: Für die 200 Studienplätze in den Bildungsgängen Physiotherapie (am stärksten gefragt), Logopädie, Ergotherapie, Hebammenkunde und Pflege waren 2000 Bewerbungen eingegangen. „Die Studierenden kommen inzwischen aus ganz Deutschland und zunehmend auch aus dem Ausland zu uns“, weiß hsg-Sprecherin Dr. Christiane Krüger. Wenig erstaunlich, sind die 2010 eingerichteten Modellstudiengänge doch bundesweit einmalig.
Allerdings nicht mehr lange, wie Prof. Friedrichs in ihrer Begrüßungsrede betonte. Der demografische Wandel werde den jetzt schon hohen Bedarf an Fachkräften in Pflege und Therapie in den nächsten Jahren nochmals steigern. „Die Akademisierung der Gesundheitsberufe war überfällig. Die europäischen Nachbarn sind uns Lichtjahre voraus.“ Nach dem Bochumer Modell, das nunmehr „auf festen Beinen steht“, werden weitere Hochschule in anderen Bundesländern entstehen, so Prof. Friedrichs. Kein Studierender müsse sich jemals darüber Gedanken, eine Stelle zu finden.
Derweil laufen die Planungen für den 2014 geplanten Wechsel der hsg auf den Gesundheitscampus auf Hochtouren. Brüning: „Wir diskutieren schon über Türklinken. Das ist ein gutes Zeichen.“