Bochum.
Eines der wichtigsten deutschen Labels für Experimentalmusik wird aus einer Wohnung am Bochumer Stadtpark betrieben. Denovali Records vertreibt die Alben nationaler und vor allem internationaler Perlen aus musikalischen Nischen-Bereichen wie Drone, Dark Jazz, Postrock oder Ambient. Und andere Sachen, denn: „Genres sind wenig aussagekräftig. Wir nehmen grundsätzlich nur Bands ins Programm, die uns beiden gefallen“, sagt Timo Alterauge. Er hat das Label zusammen mit seinem Partner Thomas Hack im Jahr 2006 gegründet.
Von einem winzigen Projekt ist Denovali Records in nur sechs Jahren zu einer festen Größe im Bereich Experimentalmusik geworden. „2005 haben wir unser erstes Konzert veranstaltet, 2006 die erste Platte veröffentlicht, damals noch selbst gebrannte CDs in mikroskopisch kleiner Auflage“, erzählt Alterauge. Das Programm des Labels ist heute schwer zusammenzufassen. „Wir wollen anspruchsvolle Musik verlegen“, so Alterauge. „Oft ist das Material düster, vieles ist rein instrumental.“ Der Geschmack der beiden Partner sei zum Glück „relativ analog“.
Durchbruch mit Experimental-Metal
Der Durchbruch gelang den beiden Musik-Enthusiasten mit der französischen Experimental-Metalband Celeste. „Der Erfolg der Band hat uns international vorangebracht, Celeste ist immer noch eines unserer Zugpferde“, sagt Alterauge. Internationalität ist bei Denovali überhaupt sehr wichtig: Nationale Künstler sind auf dem Label in der Minderheit. Zu den deutschen Spitzenbands im Programm zählt die Würzburger Combo Omega Massif, deren instrumentaler Metal mit den vertrackten Songstrukturen gut ins Programm von Denovali passt. Gefunden haben die Label-Macher ihre Bands zumeist selber. Anfragen bekommt das Label auch ständig. „Viele Bands erhoffen sich durch uns sicherlich einen Schub“, so Alterauge.
Einmal pro Jahr: Swingfest
Einmal im Jahr veranstaltet Denovali ein Festival: das Swingfest. Auch hier geht es international zu. Nicht nur die Bands, auch das Szene-Publikum reist für das Swingfest aus der ganzen Welt an. „Nur ein kleiner Teil der Leute kommt aus dem Ruhrgebiet.“ Das Swingfest ist eine Art Wallfahrtsort für die Liebhaber von moderner Experimentalmusik. „Die Leute diskutieren das Line-Up schon Monate vorher in Foren. Dem Publikum geht es - anders als bei anderen Festivals - ganz klar um die Musik“, so Alterauge.
Zehn bis zwölf Stunden am Tag
Der Erfolg des Bochumer Labels hat viel mit der Philosophie von Alterauge und Hack zu tun. Alterauge widmet sich nach seinem Abschluss an der RUB ganz Denovali. „Das können auch mal zehn bis zwölf Stunden am Tag sein.“ Sein Partner lebt und arbeitet mittlerweile in Hamburg und investiert große Teils seiner Freizeit in das Label. Das Konzept der beiden Musik-Fans überrascht: „Verträge gibt es bei uns nicht. Wieso sollten wir Bands halten, die mit uns unzufrieden sind?“ Stattdessen bietet Denovali ein echtes Wohlfühlprogramm. „Wir kümmern uns um die Pressung, machen PR, buchen Konzerte. Nur die Aufnahmen realisieren wir nicht“, so Alterauge. „Und wir legen viel Wert auf Design und Verpackung. Das ist unser Markenzeichen geworden.“
Der Enthusiasmus der Label-Macher hält alles zusammen: „Viele unserer Musiker sind mittlerweile Freunde geworden.“ Ein kaltes Schielen auf Verkaufszahlen hat da keinen Platz. „Außerdem wehrt sich die Musik, die wir verlegen sowieso gegen jede solide kommerzielle Planung“, schmunzelt Alterauge, der übrigens Diplom-Ökonom ist.