Bochum. . Auf die Absage von Josef Ackermann, im Schauspielhaus zu sprechen, hatte Bochums Oberbürgermeisterin mit einem Entschuldigungsbrief reagiert. Der kam überraschend spät. Schon davor sprachen CDU-Politiker von einem Imageschaden für die Stadt.

Einige Politiker in Bochum mochten den Wirbel um den Auftritt von Josef Ackermann im Bochumer Schauspielhaus schon geistig abgehakt haben, nachdem der Chef der Deutschen Bank nach scharfen Protesten seine Teilnahme an der Veranstaltung „Herausforderung Zukunft“ kurzerhand abgesagt hatte.

„Mit Datum vom heutigen Tag haben wir uns bei Herrn Dr. Ackermann in aller Form für die unwürdige Diskussion entschuldigt“, teilten SPD-Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (Schirmherrin der Zukunftsreihe) und Veranstalter Sascha Hellen am Dienstag in ihrer gemeinsamen Presseerklärung mit, die - wie berichtet - auch den offiziellen Brief der OB an Ackermann enthält. Und in der sie ihr „Bedauern über die unsachliche öffentliche Diskussion zu Ihrer geplanten Rede am 21. 09. 2011 zum Ausdruck“ brachte.

Bittere Ironie seitens der CDU

Noch bevor die OB zur Feder griff, hatten Spitzenpolitiker der Bochumer CDU das Gezerre um Ackermanns Auftritt im Theater scharf kritisiert. So meinte Klaus Franz, Fraktionschef der CDU im Rat: „Die Angriffe und Diffamierungen gegen den Vorstandschef der Deutschen Bank und dessen geplanten Auftritt im Rahmen des Kongresses zeigen die undemokratischen Wurzeln der linken Kritiker. Dabei wären gerade im Kommunismus solche Protestadressen völlig undenkbar. Wenn dann noch ein Bochumer Amtsrichter, der im Rat der Stadt den Linken angehört, auf den Zug der Kritiker springt und sich Herrn Ackermann eher in der Krümmede beim Hofgang wünscht, kann es einem um unseren Rechtsstaat Angst und Bange werden.“

Franz wies darauf hin, dass Ackermann die Bank erfolgreich führe: „Er hat nicht - wie die hochverehrten Landesbanken im Norden und Süden der Republik - Milliarden Euro verbrannt und steuerfinanzierte Rettungsschirme in Anspruch nehmen müssen.“

„Dem Image der Stadt ist Schaden zugefügt worden“, ist auch CDU-Wirtschaftsexperte und Fraktionsvize Roland Mitschke überzeugt. Dass Ackermann seinen Besuch in Bochum abgesagt hatte, sei „ein Supersignal nach draußen“, schrieb Mitschke mit bitterer Ironie. „Ein führender Vertreter der deutschen Wirtschaft - einer der erfolgreichsten dazu, der Chef der größten deutschen Bank, der diese erfolgreich durch die Wirtschafts- und Finanzkrise geführt hat - in Bochum unerwünscht.“

"Im Zweifel für die Freiheit"

Axel Schäfer, Bochumer Bundestagsabgeordneter der SPD, meinte zum Aufruf des früheren Bochumer Intendanten Frank-Patrick Steckel, Ackermann den Auftritt im Schauspielhaus zu versagen: „Im Zweifel für die Freiheit. Wir haben in Bochum einen unsäglichen Politiker Vaclav Klaus (der tschechische Präsident sprach 2009 in derselben Reihe) ertragen, dann hätten wir auch Herrn Ackermann ertragen. Es gilt Voltaire: Auch wenn wir die Meinung nicht teilen, werden wir alles tun, damit sie geäußert werden kann.“

Wolfgang Cordes, Fraktionschef der Bochumer Grünen: „Meine Variante wäre gewesen: Er hätte teilnehmen können, aber man hätte auch den Kritikern Raum geben müssen. Das muss das Schauspielhaus aushalten, mit entsprechender Begleitmusik.“