Bochum. . Die Wehrpflicht ist ausgesetzt – auch die Helfer im Zivil- und Katastrophenschutz müssen ihren Dienst mich mehr ableisten.

Die Wehrpflicht ist ab dem 1. Juli ausgesetzt, der Zivildienst auch, aber was ist eigentlich mit dem vierjährigen Wehrersatzdienst im Zivil- und Katastrophenschutz? Können die Betroffenen einfach ihren Feuerwehrhelm und ihre THW-Jacke hinlegen und aufhören? Vor sechs Monaten, am 1. Januar, wurden zum letzten Mal alle Wehrpflichtigen zwangsweise einberufen. Seitdem musste natürlich auch Keiner mehr seinen Zivildienst beginnen. Aber es gibt da ja noch die Verpflichtung im Zivil- und Katastrophenschutz.

Rund vier Jahre – je nach Organisation – helfen die Wehrersatzdienstleistenden bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk oder dem Deutschen Kreuz (DRK) aus. In ihrer Freizeit, nach der Arbeit oder der Ausbildung, müssen sie zum Bereitschaftsdienst, Schulungen besuchen oder zur Übung. Viele sind jetzt erst im ersten oder zweiten Jahr – mit der Aussetzung der Wehrpflicht dürften sie eigentlich ihren Dienst beenden.

"Für mich ist das Ganze ein Hobby"

„Ich mache trotzdem weiter!“, stellt Martin Siedlaczek klar. Der 28-Jährige ist nun im letzten Dienstjahr. Allerdings waren es bei ihm fünf Jahre, „ich habe eins drangehängt, weil ich hier meinen Führerschein finanziert bekommen habe“, erklärt er. Rund 200 Stunden im Jahr investiert er für die Arbeit beim DRK-Katastrophenschutz in Bochum – vorgesehen sind rund 150 Stunden. „Für mich ist das Ganze ein Hobby“, erklärt er, „man trifft Freunde, lernt viel Neues und hat einen tollen Ausgleich zum Job“ – Siedlaczek ist Feinmechaniker in Velbert.

Der Job war auch der Grund für seine Entscheidung für den Wehrersatzdienst im Zivil- und Katastrophenschutz. „Nach der Ausbildung hatte ich das Jobangebot und gleichzeitig den Einberufungsbefehl im Briefkasten“, erzählt er. Für den Ersatzdienst opfert er nun seine Freizeit, „mein Arbeitgeber ist aber auch sehr kulant, wenn ich Bereitschaftsdienst habe“, so Siedlaczek.

Die meisten machen weiter

Zur Zeit leisten beim DRK in Bochum noch rund 30 Freiwillige ihren Dienst ab, „Ich kenne nur zwei, die jetzt eventuell frühzeitig abbrechen“, schätzt Siedlaczek. Er selber will auch nach Ableistung seines Dienstes beim DRK bleiben. „Jeder sollte es einfach mal ausprobieren“, rät Siedlaczek, „nur so haben DRK und Co. noch eine Chance“.

„Bei uns machen 90 Prozent weiter“, ist sich Holger Bleischmitz, der stellvertretende Ortsbeauftragte des THW, sicher. Durch den Wegfall der Wehrpflicht ist die Organisation in Bochum komplett freiwillig ausgerichtet. Im Moment beschäftigt das Hilfswerk rund 300 Wehrersatzdienstleistende. „Die Zulaufrate in den letzten Jahren ist stabil“, berichtet Bleischmitz, nun gebe es aber absehbar weniger neue Freiwillige. „Langfristig rechnen wir also mit Einschnitten“, so Bleischmitz. Die Lösung hat er auch parat: „Die Politik muss das Ehrenamt stärken“.