Bochum. .

Der Bochumer Niklas Bruse gehört zu den letzten Zivildienstleistenden. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht verschwindet auch der Zivildienst. Die sozialen Einrichtungen sind die Leidtragenden. Sie hoffen als Ersatz auf den relativ neuen „Bundesfreiwilligendienst“.

Niklas Bruse ist sozusagen einer der letzten seiner Art in Bochum. Der 19-Jährige aus Langendreer arbeitet als Zivildienstleistender im Bergmannsheil. Zum Ende des Jahres wird es aber keinen einzigen Zivi mehr geben. So will es das Gesetz vor, nachdem die Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 ausgesetzt wird. Wenn keiner mehr zum Bund muss, kann auch keiner zum Zivildienst verpflichtet werden. Die sozialen Einrichtungen und Hospitäler, in denen die Zivis arbeiteten, leiden darunter.

Bruse ist bereits seit vorigem September im Bergmannsheil eingesetzt. Er begleitet Patienten im Hause von A nach B - weil sie den Weg nicht kennen oder ganz allein zu hilflos sind. Damit entlastet er den Pflegedienst. In den ersten sechs Monaten war dies ein Pflichtdienst, aber weil Bruse erst im Mai sein Studium der Biologie beginnt, hat er im Februar seinen Zivildienst freiwillig verlängert. „Ich bin ein Freund von nahtlosen Übergängen“, sagt er. Außerdem: „Man hat Einkommen und sitzt nicht zu Hause rum.“ 500 bis 600 Euro monatlich plus Weihnachts- und Abschlussgeld erhält er.

„Ich glaube, dass wir gesellschaftlich ein großes Problem bekommen werden“

In ganz Bochum gibt es 146 Einsatzstellen für Zivis mit 523 Plätzen. Zurzeit sind davon aber nur noch 224 besetzt. Die Anzahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Das Bergmannsheil zählt heute nur noch 13 Zivis. Früher hatte man dort 22 Plätze besetzt. Beim Bochumer Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) gibt es jetzt nur noch fünf Zivis. Früher waren es 30. Geschäftsführer Dirk Winter warnt aber vor dieser Entwicklung. Auf WAZ-Anfrage meinte er: „Ich glaube, dass wir gesellschaftlich ein großes Problem bekommen werden, weil junge Menschen durch die Abschaffung der Wehrpflicht und des Zivildienstes überhaupt nicht mehr erkennen können, wie wichtig und sinnvoll es ist, sich in der Gesellschaft zu engagieren.“

„Wir sind in jedem Fall gewillt, in den Freiwilligendienst einzusteigen“

Die Personallücken haben die sozialen Einrichtungen teilweise bereits mit dem „Freiwilligen sozialen Jahr“ (bis 27 Jahre) kompensiert. Künftig hoffen sie auch auf den noch weithin unbekannten „Bundesfreiwilligendienst“ (auch für über 27-Jährige). Die Freiwilligen erhalten ein Taschengeld bis zu 330 Euro und werden auch sozialversichert. Hilmar Buchholz von der „Familien- und Krankenpflege“ in Bochum: „Wir sind in jedem Fall gewillt, in den Freiwilligendienst einzusteigen.“ Bewerbungen könnten sofort abgeschickt werden. „Wir haben da ein Auge drauf.“

Die Stadt beschäftigt zurzeit noch 21 Zivis, etwa in Pflege- und Altenheimen, in Schulen für geistig Behinderte und im Umweltschutz. Auch sie hofft jetzt, über den Bundesfreiwilligendienst Ersatz für die Zivis zu bekommen.