Bochum. Das 623. Maiabendfest in der Bochumer Innenstadt hat begonnen. Auf dem Mittelaltermarkt gibt es außergewöhnliche Kunsthandwerk- und Imbissstände und Gaukler und Schwertkämpfer zeigen ihr Können. Am Samstagabend werden Tausende Menschen erwartet.

Metall scheppert auf Metall: Die Schwertkämpfer lassen es ordentlich krachen. Nebenan hebt Gaukler Nils mit Schabernack und Jonglage zum Spektakulum an, während sich das wohlfeile Volk gleich gegenüber in der Kunst des Bogenschießens versuchen kann. Kettenhemd trifft Schützenrock, samtene Schnabelschuhe üben den Gleichschritt mit gewichsten Lederstiefeln: Für die Maischützen geht’s wieder zurück in die Zukunft.

Softbälle statt Leichenteile

Um aus dem Traditions- ein Volksfest zu machen, werden die Feier-Tage der Maiabendgesellschaft auch in diesem Jahr von einem Mittelaltermarkt umrahmt. Der wartet neben außergewöhnlichen Kunsthandwerk- und Imbissständen mit zwei Höhepunkten auf: Die vereinseigene Mittelaltergruppe „Bochum 1388“ erinnert mit einem selbst gezimmerten, drei Meter hohen Katapult an die vor 623 Jahren ausgebrochene Fehde zwischen Bochum und Dortmund. Wurden den Gegnern einst Steine, Tierkadaver und Leichenteile (!) entgegengeschleudert, dienen anno 2011 allerdings nur harmlose Softbälle als Munition.

Mit echten Stahlschwertern und -schilden agiert derweil eine Stunt-Gruppe aus Düsseldorf (sie hat u.a. beim James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ mitgewirkt). Die Profis führen martialisch anmutende Schlachten auf.

Auch interessant

Während der Mittelaltermarkt auf reges Interesse stieß, hielt sich die Resonanz auf das Stadtspiel am Freitag noch in Grenzen. Am Kuhhirten können Kinder auf Holzgestellen die vormarkierten Kulissen historischer Bochumer Gebäude ausmalen und gestalten. 15 Häuser können so entstehen. Noch bis Sonntag läuft die Aktion, die Peter Schneller vom Schulverwaltungsamt zusammen mit der Maischützenschule unterhalb der Maischützen-Bühne gestartet hat.

Ökumenischer Gottesdienst und Zapfenstreich

Auf der Bühne sollten gestern Abend ein ökumenischer Gottesdienst und der Zapfenstreich die Besucher anlocken. In seiner Rede ließ es sich der Vorsitzende der Maiabendgesellschaft, Karl-Heinz Böke, nicht nehmen, auf die heftigen Auseinandersetzungen mit der Stadttochter BO-Marketing im Vorfeld des Brauchtumsfestes anzuspielen. „Um ein junges Pflänzchen am Leben zu erhalten und erblühen zu lassen, genügen nicht nur Lippenbekenntnisse der Stadt. Es müssen auch Taten folgen!“ Gleichwohl sei das Maiabendfest auf einem guten Weg, „ein Heimatfest von Bochumern für alle Bochumer zu werden“.

Zum Ausmarsch am Samstag von Harpen in die Innenstadt (siehe Info-Kasten) rufen die Maischützen die Bevölkerung nochmals auf, die Häuser und Straßen blau-weiß zu schmücken. Am Abend, bei voraussichtlich idealem Wetter, werden in der City Tausende Menschen erwartet. Denn gleichzeitig heißt es im Bermunda-Dreieck: „Stühle raus!“