Bochum.. Nach 100 Tagen im Amt als Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet deckt Helmut Diegel seine Karten auf. Die Botschaften: Hin zur Kohle, mehr Uninähe zur Stadt und der Rat an Opel, Elektroautos in Bochum zu bauen, statt Stellen zu streichen.

Hat er sich in die Höhle des Löwen getraut - oder ist er gar selbst der Löwe? Auch darüber wurde gern gemunkelt, als bekannt wurde, dass Ex-Regierungspräsident Helmut Diegel in Bochum Hauptgeschäftsführer der IHK werden würde. Ausgerechnet in Bochum, wo er mit der Stadtspitze im letzten Jahr spektakulär verfeindet schien und Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz und Kämmerer Manfred Busch quasi zu Spitzbuben erklärte, wegen angeblich übler Tricksereien beim Haushalt.

„Wir haben uns darüber ausgesprochen“, sagte Diegel am Montag lächelnd, als er nach 100 Tagen im Amt „fünf Botschaften loswerden wollte“. Die klangen allerdings ganz nach Löwe. Einer, der weit über den Tellerrand seines IHK-Reviers - dazu gehören Bochum, Herne, Witten, Hattingen - blickt.

In Steinkohle investieren

So pocht er ganz strikt auf “die konsequente Hinwendung zur heimischen Kohle“, um die Energielücke zu überbrücken, die durch den Abbau von Atomkraft entstehe. Windräder allein könnten das (noch) nicht leisten. Deshalb gelte es, neue Kohlekraftwerke zu bauen. Diegels Devise: „Hin zur Kohle.“ Auch die hiesigen Bergbauzulieferer würden davon profitieren. Diegel plädiert für eine längere Laufzeit bestehender Bergwerke, lehnt subventionierten Bergbau aber ab und setzt auf „mutige Unternehmer, die in die deutsche Steinkohle investieren“.

Botschaft Nummer 2: Die Bemühungen zur Ausweitung der Fahrverbotszonen im Ruhrgebiet sei „eine falsche Diskussion in der falschen Region zum völlig falschen Zeitpunkt“. Das sei nur „Ideologie pur mit grüner Soße“, dem Grünen-Umweltminister Johannes Remmel geschuldet, und schade nicht nur den Unternehmen und den Arbeitnehmern. Fahrverbote seien nur da sinnvoll, wo Messwerte eine Gesundheitsgefährdung für die Menschen belegen.

Bochum als "gelebte Universitätsstadt"

Botschaft Nummer 3 hatte Bochum pur zum Thema: Es müsse in den nächsten Jahren gelingen, Bochum zu einer „gelebten Universitätsstadt“ zu gestalten. Stadt und Uni hätten bislang als Akteure nicht zusammengekommen, findet Diegel, der selbst an der Ruhr-Universität studiert hatte: Die fehlende Partnerschaft “schadet Bochum im Wettbewerb der Universitätsstädte ganz gewaltig“. Diegels Vorschlag: Freiflächen in der Innenstadt für künftige Hochschulbauten nutzen.

Botschaft Nummer 4 wird den Einzelhandel der Bochumer City erfreuen: Er warnt nämlich vor einer „überdimensionierten Einzelhandelsadresse“ am bisherigen Standort Landgericht und Telekom an der Viktoriastraße. Es gelte vielmehr die Neubebauung des Justizareals „an die Kortumstraße anzubinden“ statt ihr „das Blut abzuzapfen“.

Seine fünfte Botschaft gilt Opel: „Ich kann nicht verstehen, warum Opel sich Gedanken macht, in Bochum Arbeitsplätze abzubauen - statt das Auto der Zukunft zu bauen.“ Für ihn habe „das Drängen auf den Bau von Elektroautos bei Opel in Bochum“ hohe Priorität.