Bochum. . Ein unbefristeter Streik im Güterverkehr würde die Bochumer Großindustrie schwer treffen. Die Unternehmen sind auf pünktliche Lieferungen angewiesen. Wichtige Transporte müssten im Falle eines Streiks auf die Straße oder auf Binnenschiffe wechseln.
Vor allem die Bochumer Großindustrie würde ein Streik der Lokführer empfindlich treffen. Sie sind auf pünktliche Lieferung über die Schiene angewiesen. Die Lokführergewerkschaft GDL weiß ganz genau, wo es den Unternehmen wehtut. Vor dem Beginn eines möglicherweise unbefristeten Streiks im Güterverkehr, der vor allem die Bochumer Großindustrie empfindlich treffen würde, übt sich der nordrhein-westfälische GDL-Bezirksvorsitzende Frank Schmidt in Zurückhaltung: „Wir erfahren doch selbst erst aus Frankfurt kurz vorher, ob und vor allem wo gestreikt wird.“
Unternehmen werden per Fax informiert
Gleichzeitig bekennt er offen: „Es würde mich wundern, wenn wir in NRW nicht dabei wären. Schließlich läuft rund 30 Prozent des deutschen Güterverkehrs durch dieses Bundesland.“ Die Unternehmen will die Gewerkschaft kurz vor Streikbeginn per Fax informieren.
Ein Unternehmen wie Opel, das rund 95 Prozent seines Materialverkehrs zwischen seinen europäischen Werken über die Schiene abwickelt, wartet mit Sicherheit nicht erst auf ein solches Fax. Um nicht von einem Lokführerstreik kalt erwischt zu werden, sind Vorbereitungen nötig. „Vor allem weil wir über die Schiene eine taktgenaue Zulieferung erhalten“, so Opel-Sprecher Andreas Kroemer.
Wichtige Transporte wechseln auf die Straße
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Damit im Ernstfall etwa Motoren aus Österreich und Ungarn oder Fahrwerkskomponenten aus Kaiserslautern selbst bei einem Streik in Bochum ankommen, sei dann der Einfallsreichtum der Logistiker gefragt. Im Klartext: Wichtige Transporte wechseln dann – vorausgesetzt dies ist überhaupt möglich – auf die Straße oder sogar auf Binnenschiffe.
Am anderen Ende der Stadt im Werk von Thyssen-Krupp-Stahl hält sich die Begeisterung über den drohenden Lokführerstreik ebenfalls in ganz engen Grenzen: „Ja, wir wären mittelbar von einem Streik betroffen“, so eine Sprecherin vorsichtig. Maximal zwei Tage könnte das Weiterverarbeitungswerk ohne Bahnzulieferung ausharren. Dann würde es eng.
Beschäftigte der Werksbahn streiken nicht
Zwar streiken die Beschäftigten der Werksbahn nicht. Sie gehört zu den Dortmunder Eisenbahnen – die nicht im Tarifverbund sind, wie GDL-Chef Schmidt zerknirscht zugesteht. Doch mit den Kapazitäten dieser Privatbahn, die wiederum zum Captrain-Unternehmen zählt, kann der Stahlkonzern die Belieferung mit Vormaterial nicht sicherstellen.
Immerhin fünf Güterzüge mit bis zu 12 000 Tonnen Stahlbrammen erreichen Tag für Tag über den Bahnhof Präsident (Foto oben) das Werk. Und diese Züge bewegen im Normalfall Beschäftigte der Deutschen Bahn.