Bochum. .
Eine fünf Zentner schwere britische Fliegerbombe ist am Dienstagvormittag, 1. März, in Bochum-Weitmar durch den Kampfmittelräumdienst entschärft worden.
Walter Luth ist ein Mann mit stahlharten Nerven. Als der Feuerwerker gegen 10 Uhr vor dem Prinz-Regent-Theater mit der Presse sprach und dabei im Stehen einen Kaffee trank, wusste er genau, dass er wenige Minuten später fünf Meter tief in eine Baugrube hinabsteigen und an einer ganz besonders schwer zu entschärfenden Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg herumschrauben musste.
125 Kilo Sprengstoff
„Sind Sie nervös“, fragte der Reporter. „Nee, warum?“ antwortete Luth. Eine knappe Stunde später stand er wieder vor der Presse, mit schlammigen Gummistiefeln und leicht zerrissenem Overall - und hielt mit cooler Souveränität den mindestens 66 Jahre alten Zünder in die Kamera. Es war alles glatt gelaufen. Allerding sagte Luth auch: „Man muss aufpassen, wo man anfasst.“
Die gut ein Meter lange und fünf Zentner schwere Bombe enthielt 125 Kilo Sprengstoff. Am Montag war sie bei Straßenbauarbeiten im Bereich Prinz-Regent-Straße/Kellermannsweg in Weitmar gefunden worden. Aus unbekannten Gründen war sie im Krieg nicht explodiert. Jahrzehnte schlummerte sie im Erdreich eines Wohngebietes. Weil sie jetzt bei der Entdeckung nicht bewegt worden war, bestand laut Feuerwehr keine Gefahr, so dass die Entschärfung auf Dienstag verschoben wurde. Hätte ein Bagger sie aber berührt, hätte sie sofort detonieren können, meinte Luth.
600 Menschen evakuiert
Der kräftige Mann gehört zum Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Arnsberg. 700 bis 800 Bomben hat er bereits entschärft. Diese Bombe sei aber besonders heikel, meinte er. Er erzählte etwas von einem „Säurezünder, der zur Selbstdetonation neigt“, von einer „Ausbausperre“, von bedrohlichen kleinen Kugeln, von entzündlichem Nagellackentferner (Aceton) und „Zündtütchen“. Als er das Ding in der Grube direkt vor seiner Nase hatte, war er so konzentriert wie ein Chirurg vor einem offenen Herzen.
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In einem Umkreis von 250 Metern waren alle Häuser evakuiert worden. Ab 8.30 Uhr hatte die Feuerwehr bei den Bewohnern angeklingelt. Eine hochbetagte Dame war gerade auf Toilette, als es schellte, wie sie erzählte. Andere hatten bereits in der WAZ gelesen, dass sie für ein paar Stunden ins Freie mussten. Auch eine Seniorenwohnanlage war betroffen. Ältere Menschen wurden mit einem Bus ins DRK-Wohnheim an der Holtbrügge und in die ASB-Rettungswache an der Wohlfahrtstraße gebracht. Insgesamt mussten rund 600 Menschen ihre Wohnung verlassen. Gegen 11 Uhr konnten alle wieder zurück. Eine ältere Dame, die auf ihr Haus zuging, sagte in einer Mischung aus Erleichterung und Vorfreude: „Ich habe heute noch gar keinen Kaffee gehabt.“