Von Nokia redet kaum noch jemand angesichts eines potenziellen Weltkonzerns, der in Bochum sein Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet hat. 500 Mitarbeiter sollen es am Ende werden

Promi-Auflauf zur Eröffnung: Kanadas neuer Botschafter Peter Boehm, RIM-Vorstand Thorsten Heins, Bundestagspräsident Lammert, Wirtschaftsministerin Thoben, RIM-Gründer Mike Lazaridis und OB Scholz stellten sich auf. Fotos: WAZ, Michael Korte
Promi-Auflauf zur Eröffnung: Kanadas neuer Botschafter Peter Boehm, RIM-Vorstand Thorsten Heins, Bundestagspräsident Lammert, Wirtschaftsministerin Thoben, RIM-Gründer Mike Lazaridis und OB Scholz stellten sich auf. Fotos: WAZ, Michael Korte © WAZ

Wie heftig der Abgang von Nokia den Bochumer Bundestags-Präsidenten getroffen hat, erfährt man nicht alle Tage. Gestern, als der Finnen-Konkurrent Research in Motion (RIM) sein neues europäisches Forschungs- und Entwicklungszentrum in Uni-Nähe eröffnete, wollte Lammert das N-Wort partout nicht mehr über die Lippen bringen. Von einem "Unternehmen, dessen Name mir gerade entfallen ist" sprach der Ehrengast ironisch: "Und jetzt wird die Alternative gerade hier vorgestellt."

Knapp 100 der bisher 140 neuen RIM-Entwickler waren übrigens vorher in Nokia-Diensten, darunter auch der neue Standort-Chef Bernhard Krausse (43). Vielleicht schaffen noch mehr den Sprung von Riemke nach Querenburg, denn nicht nur RIM-Sprecher Arno Glompner verkündet, dass man noch einigen Bedarf an Ingenieuren habe: Auf bis zu 500 Mitarbeiter soll der Standort Bochum wachsen - da werde man sich wohl auch nach einem neuen Domizil umsehen müssen.

In Uni-Nähe freilich, denn der Konzern aus Ontario schätzt nicht nur den guten Draht zu Fraunhofer-, Max-Planck- und dem heimischen Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit: Auch den Ingenieurs-Nachwuchs will man gezielt mit Praktika und Stipendien ködern. Womöglich entsteht auf diese Weise bei den Entwicklern auch irgendwann einmal ein Frauenanteil von fünf Prozent - aktuell sind sie dort so selten wie Weihnachtsmänner im Juli.

Zur Eröffnung seines ersten Forschungszentrums außerhalb Kanadas war sogar der RIM-Gründer Mike Lazaridis herübergejettet. Er ließ sich an Ort und Stelle über den Entwicklungsstand des nächsten Blackberry-Weltmodells Bericht erstatten und verkündete anschließend: "Bochum wird das Blackberry noch besser machen."

Nokia ist also Vergangenheit, RIM scheint Zukunft. Und am Rande wurde auch bekannt, dass der Bundestagspräsident wohl nicht ganz unschuldig an der RIM-Ansiedlung gewesen ist: Hatte ihm doch der alte Botschafter Kanadas, Paul Dubois, beim Plausch gesteckt, dass RIM einen Standort in Deutschland suche. Am nächsten Morgen rief Lammert gleich die Wirtschaftsministerin in Düsseldorf an.

Der Rest ist bekannt.