Bochum.. Der Tastsinn blinder Menschen ist sensibler als der von Sehenden. Als Medizinische Testuntersucherinnen (MTU) können sie bei der Früherkennung von Brustkrebs helfen. Vielleicht gibt es die MTU bald auch im Ärztlichen Zentrum der Uni Bochum.
Blinde Menschen verfügen über eine Schärfe ihrer anderen Sinnesorgane, an die die meisten Sehenden nicht ansatzweise heranreichen können.
„Menschen, die nicht sehen können, haben auf der einen Seite zwar ein Handicap, auf der anderen Seite aber auch unglaubliche Fähigkeiten, die gefördert werden sollten und auch eingesetzt werden können“, findet Dr. med. Frank Hofmann, Projektleiter der „Discovering Hands“.
Je kleiner der Tumor, desto größer die Heilungs-Chancen
Vor rund sechs Jahren kam dem Gynäkologen die Idee, bei der Palpationsdiagnostik der weiblichen Brust, also der Diagnose durch Ertasten, mit Blinden zu arbeiten. „Blinde haben ein viel empfindlicheres Gespür. Das ist bei der Früherkennung von Brustkrebs von sehr großem Vorteil, denn je kleiner ein erkannter Tumor ist, desto besser stehen die Chancen auf eine Heilung“, so der Mediziner.
Eine der ersten Medizinischen Testuntersucherinnen (MTU), so die offizielle Bezeichnung des Ausbildungsberufs, den es seit 2008 gibt, ist Marie Luise Voll. Als die gelernte Krankenschwester merkte, dass ihr Augenlicht immer schwächer wurde, „habe ich schon an Frührente oder ähnliches gedacht“, erinnert sich Marie Luise Voll. „Aber der Beruf der MTU hat mir ganz neue Möglichkeiten eröffnet und gefällt mir gut.“
Erst 16 Testuntersucherinnen in Deutschland
Zur Ausbildung der MTU gehören neben den medizinischen Schulungen auch 200 Stunden Kommunikationstraining. „Die Behandlung dauert 30 Minuten pro Patientin; es werden auch wichtige Dinge wie Medikamenteneinnahme und Vorerkrankungen besprochen“, erklärt Voll, die eine der bisher erst 16 MTU in Deutschland ist.
Dass die „Discovering Hands“ auch bald im Ärztlichen Zentrum an der Ruhr-Universität bei der Früherkennung von Brustkrebs helfen, hofft Prof. Dr. med. Arne Jensen. Einen ersten Einblick in die Welt der „Entdeckenden Hände“ gab die Gynäkologie bereits am Tag der Offenen Tür des Ärztlichen Zentrums.
Kooperation und Kommunikation als Behandlungsvorteil
„Wir im Ärztlichen Zentrum haben den unschätzbaren Vorteil der direkten Kommunikation und Kooperation“, so Jensen, der nicht nur mit Praxis-Nachbar Dr. med. Rainer Brinkmann (Urologie) Hand in Hand arbeitet. Jensen: „Je mehr Möglichkeiten der Untersuchung und Betreuung wir den Patienten bieten können, desto besser.“
Die Praxen präsentierten allerlei Neuigkeiten von Untersuchungsverfahren bis High-Tech-Equipment. So erfreute sich auch der Brainlight-Massagesessel in der Praxis für Naturheilverfahren von Dr. med. Julia Maidl großer Beliebtheit.