Ein schwarzer Tag für die Bochumer Symphoniker und die rund 50 000 Spender für die geplante Spielstätte: Die Bauvergabe für das Bochumer Konzerthaus ist abermals verschoben worden.
Wegen der angespannten Haushaltslage entschloss sich der Rat am Donnerstag, 25. Juni, mit großer Mehrheit, erst nach einem genehmigten Haushaltssicherungskonzept über einen Bauauftrag zu entscheiden. Nach bisherigem Zeitplan könnte bis dahin der Winter einsetzen.
Die „Stiftung Bochumer Symphonie” , die eine Finanzierungszusage über 12,3 Millionen Euro aus Spenden gegeben hatte, hat sich jetzt zu einer erneuten Fristverlängerung für den Baubeginn bereiterklärt. Nach dem verstrichenen 23. Juni steht nun der 1. Oktober 2009 auf dem Zeitplan, sagte Generalmusikdirektor Steven Sloane der WAZ gegenüber.
Sloane freute sich über ein Angebot, das im Preis lag
Er habe an diesem Tag im Rat nicht mehr erwartet, freue sich aber, dass im Vergabeverfahren jetzt ein Bauangebot vorliege, das innerhalb des Baubudgets von 29,3 Millionen Euro bleibe und damit „im Preis”, sagte Sloane. Die bisherigen Angebote lagen – wie berichtet – etliche Millionen Euro darüber. „Ich bin begeistert, dass wir das geschafft haben,” hob Sloane hervor. Welche Abstriche dabei an Konzept, Bauausführung oder Materialien der „Bochumer Symphonie” gemacht wurden, ließ er offen. Dank „kreativer Lösungen” müsse man im Grunde auf nichts verzichten, deutete er an.
Mit sichtlichem Bedauern begründete Heinz-Dieter Fleskes (SPD) den Rückzieher seiner Partei. Aber nun müsse man angesichts der Haushaltssperre erst eine Prioritätenliste aufstellen. Jens Lücking (FDP) schlug vor, über ein früheres Konzept nachzudenken, das das Konzerthaus mit der Marienkirche verbinde und wesentlich günstiger zu bauen sei. Außerdem spare man dabei Teile des Grundstücks Marienplatz, die die Stadt als Eigentümer noch gut verkaufen könne.
"Wir müssen uns entscheiden, ob wir es noch wollen"
Ein Konzerthaus sei für ihn kein Luxus, sagte Lothar Gräfingholt (CDU). Aber angesichts der klammen Finanzen könne es schon Luxus sein. „Wir müssen uns entscheiden, ob wir es noch wollen.” Eine schnelle Entscheidung müsse her, aber dafür müsse das Haushaltssicherungskonzept auf den Tisch. Wie berichtet, hatte Gräfingholt dafür eine Sondersitzung des Rates im August gefordert und durchgesetzt. Für die Kulturhauptstadt 2010 sei der Konzertbau nun ohnehin„zu spät”, meinte er. „Die Verwaltung hat es nicht geschafft, die Stadt sieht jetzt ganz alt aus.”
Klaus Peter Hülder (UWG): „Ich bin stets für das Konzerthaus eingetreten, aber Schattenboxen möchte ich nicht mitmachen. Wir haben das Geld nicht zusammen.” Die Partei Die Linke lehnt den Bau komplett ab, die Soziale Liste verweist auf Spielmöglichkeiten in der Jahrhunderthalle. Auch Wolfgang Cordes (Grüne) äußerte sich skeptisch und erwähnte die Höhe der Folgekosten von 1,6 Mio Euro pro Jahr.
Eine ähnliche Entscheidung wie beim Konzerthausbau fiel auch beim Thema Marienkirche, in deren Gebäude ein Kammermusiksaal eingebaut werden soll. Auch hier sollen weitere Schritte erst erfolgen, wenn ein genehmigtes Haushaltssicherungskonzept vorliegt. Eine Festlegung des Projekts auf einer Prioritätenliste wie etwa der Gesundheitscampus sei nicht ratsam, bemerkte Gräfingholt dazu.