Bochum. . Praxisbezug und Einblick ins Verlagswesen waren wichtige Argumente für die Einführung des Literaturmagazins “fusznote“ an der Ruhr-Universität in Bochum. Das von Studenten erstellte Heft soll alle sechs Monate erscheinen - wenn's finanziell klappt.

Fußnoten gehören zu akademischen Arbeiten. In der klassischen Literaturkritik werden sie fast nie verwendet. Dennoch hat sich ein neues Literaturmagazin diesen Namen gegeben, obwohl es sich vor allem der Literaturkritik verschrieben hat. „fusznote“, klein und mit dem altertümlichen „sz“ wird von Studierenden der Germanistik produziert und erscheint fortan halbjährlich. Die Ende letzten Jahres erschienene erste Printausgabe widmet sich dem Schwerpunktthema Literatur und Internet.

Entstanden ist die Idee am Lehrstuhl von Prof. Dr. Nicolas Pethes. Als praktische Übung angehender Germanisten. Seiner Vorlesung „Theorie der Literaturkritik“ folgten zwei Lehrveranstaltungen, die ein echter Profi leitete. Dr. Jutta Person schreibt unter anderem Kritiken für die SZ, die Zeit und „Literaturen“ und leitet gerade ihre zweite praktische Übungen zum Thema.

Klassische Textsorten

Aus der ersten Veranstaltung, an der etwa 30 Studierende teilnahmen, entstand das erste durchaus hochwertig wirkende Magazin. Auf 35 Seiten, die in einer Auflage von 500 Stück erschienen sind, haben sich die Teilnehmer an klassischen Textsorten versucht. Es finden sich reine Rezensionen verschiedener Längen, ein Bericht von einer Lesung, ein tolles Interview (mit Reiseschriftsteller und Journalistenlegende Helge Timmerberg) und kleine Essays. Die Hauptarbeit an der Veröffentlichung hatte Britta Peters übernommen; die Studentin hat geschrieben, organisiert, schlußredigiert und sogar Layout und Druck verantwortet.

Inzwischen hat sich sogar ein dreiköpfiges Team zusammengefunden, das sich um den Marketingaspekt kümmern und so den Fortbestand der Publikation sichern helfen will. Bisher sind nur die nächsten beiden Ausgaben fest geplant, sie werden sich verstärkt den Themen E-Books und Hörbüchern widmen.

Leidenschaft für Literatur

„Neben den Schreibversuchen bekommen die Studierenden auch einen Einblick in die Funktionsweisen des Kulturjournalismus“, sagt die Seminarleiterin. „Ernsthaft ist Literaturkritikerin ja nicht als Berufsziel vorzuschlagen“, weiß sie aus der Praxis. Die Teilnehmer erführen daneben viel über das Verlagswesen.

Zur Themenwahl gelangen sie durch ein Studium von zehn bis fünfzehn Verlagsvorschauen, aus denen sie Interessantes auswählen. Das erste Redigieren der später entstandenen Texte wird dann als Gruppenarbeit im Rahmen von Blockseminaren geleistet. In der aktuellen Ausgabe werden Bücher von Clemens Meyer, William S. Burroughs und Jack Kerouac, Benjamin von Stuckrad-Barre oder Martin Suter besprochen.

Nicht zuletzt soll die „fusznote“ auch als Plattform funktionieren, journalistisches Talent zu entwickeln und einer Leidenschaft für Literatur und für das Schreiben zu frönen.