Bochum. .

Viele öffentliche Skulpturen, die eigentlich Bochums Stadtbild verschönern sollen, werden weder geschützt noch gepflegt. Sie gammeln vor sich hin und wirken unnütz. Viele Kunstwerke werden deshalb nicht mal mehr als solche erkannt.

Kunst im öffentlichen Raum ist ein Schlagwort, bei dem man in Bochum zuerst an das „Terminal“ denkt. Richard Serras voluminöse Stahlplatten auf der Hauptbahnhofkreuzung sprechen seit über 30 Jahren für sich, und in diesem Fall ist der Rost ausnahmsweise mal nicht Symbol der Vernachlässigung, sondern Teil der Kunst, deren edelstählernen Kern er schützt. Einen vergleichbaren Schutz haben manch andere Skulpturen, die eigentlich Bochums Stadtbild zieren sollen, nicht zu erwarten. Viele gammeln vor sich hin, wirken unnütz und müde, weil sie nie gepflegt wurden.

Kunst im öffentlichen Raum in Bochum/Foto: Ingo Otto
Kunst im öffentlichen Raum in Bochum/Foto: Ingo Otto © WAZ

Dafür finden sich vielerorts schlechte Beispiele. So wird wohl niemand, der es nicht weiß, ahnen, dass es sich bei dem Platz vor dem RUB-Audimax um ein Wasserkunstwerk handelt. Erich Reusch, der „Pionier des dezentralen Raumes“, hatte 1971 sein „Wasserrelief“ entworfen. Das 30 qm messende, terrassierte Geviert lädt zum Verweilen ein, wobei die Spalten zwischen den Platten und Stufen Wasserläufe darstellen. „Ich habe Wasser so verwendet, dass keine pathetischen Springbrunnen entstanden. Ich habe Wasser vielmehr in Bezug zum Boden und zu der Erde gesetzt, oder habe es in kleinen und engen Führungen durch die Skulptur geleitet. Das Ziel war eine große Nähe zum Betrachter, zum Benutzer der Skulptur“, meinte der Künstler dazu. Heute ist der Campus-Besucher dem Reusch-Relief womöglich immer noch nahe, aber Wasser rieselt hier längst nicht mehr. Das unterirdische Leitungsnetz, das das Objekt einst bewässerte, ist marode, wie so vieles an der Ruhr-Uni.

Kunst für die Öffentlichkeit

"Grande Routa" von Giuseppe Spagnulo am Eingang des Stadtparks. Foto: Michael Korte © WAZ
Diese Plastik von Giuseppe Spagnulo heißt
Diese Plastik von Giuseppe Spagnulo heißt "Grande Diagonale" und befindet sich im Schlosspark Weitmar. Foto: Michael Korte © WAZ
"Terminal" von Richard Serra am Bochumer Hauptbahnhof. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ © WAZ
Die
Die "Streichelmaschine" von Cornelius Kolig am Rewirpowerstadion bräuchte einen neuen Motor. Foto: Ingo Otto © WAZ
Ulrich Rückriem entwarf diese Steinstele an der ehemaligen Westfalenbank Foto: Ingo Otto
Ulrich Rückriem entwarf diese Steinstele an der ehemaligen Westfalenbank Foto: Ingo Otto © WAZ
Die Skulpturen in den Bögen des Colosseums stammen vom Bochumer Künstler Friedrich Gräsel. Foto: Olaf Ziegler / WAZ FotoPool
Die Skulpturen in den Bögen des Colosseums stammen vom Bochumer Künstler Friedrich Gräsel. Foto: Olaf Ziegler / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool / Olaf Ziegler
Das
Das "Wasserrelief" auf dem Campus der Ruhr-Uni Erich Reusch dient vielen Studenten als eine Art Liegewiese. Foto: Horst Müller © WAZ
Victor Vasarely gestaltete diese Keramikwand am Hörsaalzentrum Ost der RUB. Foto: Fremdbild
Victor Vasarely gestaltete diese Keramikwand am Hörsaalzentrum Ost der RUB. Foto: Fremdbild © WAZ
In alle Richtungen weist die Skulptur
In alle Richtungen weist die Skulptur "Toutes Directiones" von Yaacov Agam auf dem Forumsplatz der RUB. Foto: Michael Korte © WAZ
Der Künstler, der diese dreiteilige Stahlcollage im Stadtpark schuf, heißt Ales Vesely. Foto: Ingo Otto
Der Künstler, der diese dreiteilige Stahlcollage im Stadtpark schuf, heißt Ales Vesely. Foto: Ingo Otto © Ingo Otto
Vor dem Audimax stehen George Rickeys
Vor dem Audimax stehen George Rickeys "Two Open Rectangles" am Forumsplatz der Ruhr-Uni. Foto: Ingo Otto © WAZ
Zwischen Rathaus und BVZ steht die Brunnenfläche
Zwischen Rathaus und BVZ steht die Brunnenfläche "Nasse Augen" von Erich Reusch. Foto: Michael Korte © WAZ
Auf der Wiese am Bergbaumuseum steht Giuseppe Spagnulos
Auf der Wiese am Bergbaumuseum steht Giuseppe Spagnulos "Allegorie auf den Trojanischen Krieg". Foto: Michael Korte © WAZ
Das Bild zeigt eine Stahlplastik von Ivan Kozaric an der Dahlhauser Heide. Foto: Michael Korte
Das Bild zeigt eine Stahlplastik von Ivan Kozaric an der Dahlhauser Heide. Foto: Michael Korte © WAZ
Die Fassade der Berufsschule III an der Akademiestraße gestaltete Wolfgang Hauptmeier. Foto: Michael Korte
Die Fassade der Berufsschule III an der Akademiestraße gestaltete Wolfgang Hauptmeier. Foto: Michael Korte © WAZ
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Rostige Leerstelle in der Landschaft

Ein weiteres Beispiel ungepflegten Kunst-Sinns ist das erst vor ein paar Jahren hergerichtete Morellet-Kunstwerk am Springerplatz, das die große Wiese und die Fassade der Arnoldschule durch zwei orangerote Balken räumlich miteinander verklammert. Inzwischen sieht die Skulptur schon wieder so abgenutzt aus, dass es eine Schande ist.

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Ähnliches gilt für „Olympia-Hymne 1“, eine 1972 von Wolf Vostell einbetonierte Ladentheke, die in einer Ecke neben dem Museum versteckt wurde, und die sich langsam aber sicher in ihre Bestandteile aufzulösen scheint. Ebenfalls so gut wie vergessen ist nicht nur das Bochumer Bildhauersymposium, das 1979/80 eine Vielzahl von neuen, gern auch sperrigen Objekten in die Stadt trug, so gut wie vergessen sind auch gewisse damals entstandene Exponate. So die ehedem bewegliche „Streichelmaschine“ von Cornelius Kolig vor dem VfL-Stadion – heute bloß eine rostige Leerstelle in der Landschaft, an der alle achtlos vorübergehen.

Kunst hat auch eine Würde, heißt es. In Zeiten wie diesen, wo es nichtmals mehr für temperiertes Wasser in den Schwimmbädern reicht, wird ihr offenbar nicht mal mehr das zugestanden.