Bochum. .
Mäusebussard, Waldkauz, Habicht: Diese Vorkommen der Raubvogelarten sind gefährdet durch den geplanten Ausbau der Ruhr-Universität.
In einem Gutachten zur Artenschutzprüfung attestiert Diplom-Biologe Michael Sell vom Wittener Planungsbüro Viebahn-Sell weitreichende Umweltfolgen durch die Erweiterung. Vorgesehen ist, die G-Reihe der Gebäude um ein weiteres zu ergänzen. Dazui müsste ein Großteil des angrenzenden Waldes abgeholzt werden. Dabei handele es sich um 80 bis 100 Jahre alte Rotbuchen.
Fledermäuse, die in größeren Vorkommen den Wald als Jagdreviere nutzten, würden vertrieben.
Die jüngste Variante sieht nunmehr vor, das künftige GD-Gebäude um 30 Meter nach Osten zu verlagern, um weniger Wald zerstören zu müssen. Ein 20 Meter breiter Streifen Waldes könne dadurch gerettet werden.
„Je höher, desto schmaler bauen“
Nach der bisherigen Planung müsste laut Büro Viebahn 2,22 Hektar Wald gerodet werden. Daraufhin häufte sich die Kritik, bis Ruhr-Uni und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) als Bauherr reagierten und die Pläne überarbeiteten. Nunmehr soll der Eingriff in den Wald bei 1,7 Hektar liegen, die durch den Neubau überbaut werden sollen.
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Weil die Eingriffe in die Natur ihr dennoch als zu groß erscheinen, lehnte jetzt allein die CDU-Fraktion im Umweltausschuss das Erweiterungskonzept ab. Sie favorisiert stattdessen ein Hochhaus ähnlich der vorhandenen G-Bauten, Motto: „Je höher, desto schmaler bauen“. Vorgesehen sind sechs Geschosse mit 44 000 Quadratmetern, die Nutzfläche wird bei 21 000 Quadratmetern liegen. Das neue Gebäude ist nötig, um die einzelnen Komplexe der Geisteswissenschaftler freiziehen und sanieren zu können. Überdies wird der Ruhr-Uni in den nächsten Jahren eine Zunahme von bis zu 5000 Studierenden prophezeit. Das führte zu einer weiteren Kritik: Die Zahl der Parkplätze reichte nicht aus. Schon heute sei ein Großteil der Stellplätze in den Parkhäusern aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Nistkästen und Kunsthorste als Ersatz
Um den massiven Eingriff in die Natur aufzufangen, verordnete der Biologe den Bauherren, den Vögeln Nistkästen und Kunsthorste als Ersatz anzubieten, um sie in benachbarte und ungestörte Bereiche des Waldes zu locken. „Dann müssten indes die vorhandenen Trampelpfade herausgenommen werden, um den Tieren Ruhe zu gönnen.“ Baumhöhlen sollten verschlossen werden, bevor die Baustelle beginnt.
„Diese Kunsthorste für Greifvögel sind nicht alltäglich im Artenschutz“, beteuerte Sell.
Zudem ist ein Grünausgleich nötig, und zwar im Verhältnis 1:3, heißt: für einen Hektar abgeholzten Waldes müsse das Dreifache wiederaufgeforstet werden. Insgesamt also seien 5,1 Hektar als Ersatz für den vernichteten Baumbestand zu pflanzen. Der Ausgleich solle auf BLB-eigenem Grund geschehen, dieser habe einen großen Flächenfundus im Umfeld der Ruhr-Universität. In Frage kämen Brachflächen, die aufgeforstet werden könnten, Auen und vorhandene Äcker.
Die Uni-Bibliothek soll in die Gebäudereihe der Geisteswissenschaftler umgesiedelt werden, vorgesehen dafür ist der GA-Bau, da sich dort die Mehrheit der Nutzer tummelten. Dazu werden allein schon 28 000 Quadratmeter benötigt.