Bochum/Herne. .
Es gibt wieder mehr Ausbildungsstellen für weniger Bewerber. Doch der DGB fordert größere Anstrengungen und eine Ausbildungsplatzabgabe. In Bochum und Herne hatten Ende September 77 Jugendliche noch keine Stelle.
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt entspannt sich – wenn auch nur langsam. Darüber waren sich Vertreter der Agentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Kreishandwerkerschaft einig, als sie gestern die Bilanz zum Ausbildungsjahr 2009/2010 vorstellten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert aber noch größere Anstrengungen und plädiert für die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe und einer Quotenregelung für Migranten.
4149 Bewerber aus Bochum und Herne standen mit Abschluss des Berichtsjahres am 30. September 2894 offenen Stellen gegenüber. Das macht ein Plus von 15,4 Prozent bei den Ausbildungsplätzen, was „ein sehr guter Trend, insbesondere für Bochum“ sei, sagt Udo Glantschnig, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. „Nicht gravierend“ nennt er hingegen den Rückgang um vier Prozent bei der Anzahl der Bewerber.
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Ein „schaler Geschmack“ bleibe dagegen beim Vergleich mit den Schülerzahlen, die lediglich um ein bis eineinhalb Prozent zurückgingen. Das zeige, dass der Trend zum Besuch weiterführender Schulen wie Berufskollegs ungebrochen sei. „Aber nicht jede weiterführende Schule führt weiter“, sagt Glantschnig. Deshalb sei es wichtig, noch früher in den Schulen aktiv zu werden und den Jugendlichen ihre Chancen, die allein durch die demographische Entwicklung zunehmend größer würden, aufzuzeigen. Schon heute sei ein „Trend des Bewerbermangels erkennbar“ und den Betrieben auch bewusst, sagt Thomas Keyen, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit.
Massiver Wettbewerb um den Nachwuchs
Spätestens nach 2013, wenn die doppelten Abiturjahrgänge den Arbeitsmarkt belasten, werde ein „massiver Wettbewerb“ um den Nachwuchs entstehen, ist sich Kreishandwerksmeister Johann Philipps sicher. Er fürchtet, dass dem Handwerk enormes Potenzial verloren geht. Mit den aktuellen Zahlen sei man jedoch „sehr zufrieden“, man habe 3,3 Prozent mehr Auszubildende einstellen können als 2009. „Wir sind stabil durch die Krisse gegangen“, so Philipps.
Positiv gestimmt ist auch Ulrich Ernst, Geschäftsführer der IHK: „Der positive Trend war nicht abzusehen, die Krise hat nicht so durchgeschlagen.“ Doch Ernst fordert die Betriebe auf, nachzulegen und sich heute schon die „Fachkräfte von morgen“ zu sichern.
Allem Optimismus zum Trotz verweist der Regionsvorsitzende des DGB, Michael Hermund, auf die Lücke von über 1200 Ausbildungsplätzen. „Wir brauchen signifikant mehr Ausbildungsstellen“ fordert er und kritisiert, dass in vielen Branchen nur rund 30 Prozent der Betriebe ausbildeten. Daher müsse eine Ausbildungsplatzabgabe ebenso eingeführt werden wie eine Quotenregelung für Migranten.
Beides lehnen IHK, Handwerk und Agentur für Arbeit jedoch ab. „Eine solche Abgabe schafft keine weiteren Plätze“, sagt Johann Philipps. Sie sei im Gegenteil kontraproduktiv, da sie den Betrieb weniger koste als eine Auszubildender, argumentiert Ulrich Ernst. Stattdessen fordert Philipps mehr Eigeninitiative der Jugendlichen. Sie sei entscheidender als Zeugnisse oder gar die Herkunft der Bewerber.