Bochum. .

Der neue Verein BoFo - Bochumer Forum für Antirassismus und Kultur - hat sich zu seiner ersten Konferenz getroffen. Die Teilnehmer kamen aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Gewerkschaften.

Es war nicht alles bequem, was Dr. Arian Schiffer-Nasserie, Professor an der ev. Fachhochschule RWL Bochum, in seinen Thesen referierte. „Ist es wirklich im Interesse der Migranten, wenn sie Gleichbehandlung fordern?“

Schiffer-Nasserie eröffnete am Samstag mit seinem Vortrag die erste Konferenz des im Mai dieses Jahres neu gegründeten Vereins BoFo – Bochumer Forum für Antirassismus und Kultur. Er durchleuchtete die Situation von Migranten in Deutschland aus rassistischer und aus antirassistischer Sicht, was als Impuls viel Zündstoff in die anschließende Podiumsdebatte brachte. „Die Migranten sollten ihre Interessen als soziale Frage angehen, gemeinsam mit ihren deutschen Nachbarn, die unter ähnlichen Bedingungen stehen.“ Stahlhausen, Querenburg, Gleisdreieck: Dort lebe die „A-Bevölkerung“, Arme, Arbeitslose, Alleinerziehende, Alkoholiker und Ausländer. Ihnen ist gemein, dass Chancengleichheit fehle.

Zusammenhänge und Strukturen von Rassismus aufdecken

Der Verein BoFo zielt darauf, Zusammenhänge und Strukturen von Rassismus aufzudecken. „Diskriminierung kann nicht losgelöst von gesellschaftlichen Verhältnissen gesehen werden“, erklärt Cigdem Deniz Sert, Vorsitzende von BoFo. Sie sieht die Ursache für Parallelgesellschaften in erster Linie in der Armut: „Die Menschen schotten sich ab.“

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Von DerWesten

Sert könne mit der viel zitierten Integration nichts anfangen: „Wer soll wo rein integriert werden? Vielmehr hat es mit Partizipation zu tun. Ohne Arbeit, ohne Bildung ist keine gesellschaftliche Teilhabe möglich, deutscher wie türkischer Familien.“

Es sei eine gesamtgesellschaftliche Frage nach Mindestlohn, prekärer Jobs und Arbeitslosigkeit, „Es ist doch eine schichtspezifische Einstellung: Gegen den türkischen Arzt oder Anwalt hat keiner was. Ethnisierte Debatten sind also überholt.“ Es habe sich eine menschenverachtende Ansicht in der Mitte der Gesellschaft verankert auf der Suche nach Feindbildern.

Kultur ohne Folklore

Der Verein will über Kultur Antirassismus erreichen. Dabei sei es nötig, Netzwerke zu schaffen, und zwar auf regionaler Ebene. „Meine Kultur hat keine Folklore; wir müssen weg von nationaler Kultur.“ Soll heißen: Es sollte nicht jeder in seinem eigenen Saft schmoren. Wenn eine deutsche Band kurdische Lieder mit englischen Texten singt, habe dieses Konzert nichts mehr mit Folklore zu tun. Interkultur ist das, was kulturelle Vielfalt erkennen lasse und im besten Fall neue Identitäten schaffen könne. Die Teilnehmer der Konferenz kamen aus dem kulturellen, politischen, wissenschaftlichen und gewerkschaftlichen Umfeld.