Bochum.

Zwischen zwei Trinkhallen an der Kohlenstraße im Bochumer Stadtteil Weitmar liegen nur wenige Meter. Doch die Inhaber und Betreiber trennen Welten. Ein regelrechter Kiosk-Krieg ist zwischen den beiden Betreiber-Familien entbrannt.

„Wieder rübergehen? Niemals!“, sagen Emirhan und Cigdem Göcer. „Schließen? Niemals!“, sagt die Tochter. Zwischen Klümpchen, Kippen und Coffee to go stehen sich die Konkurrenten unversöhnlich gegenüber. Ein Ende des Weitmarer Kiosk-Krieges ist nicht in Sicht.

An der Kohlenstraße, unweit der Hattinger Straße, bietet sich ein Anblick, für den gemeinhin nur Burger-Brater sorgen. Rechts: eine Trinkhalle (traditionell, mit Schalterverkauf). Links daneben: eine Trinkhalle (als begehbares Ladenlokal). Zwei Kioske auf wenigen Metern: Eine derartige Nah-Versorgung ist selbst im mit Buden reich gesegneten Ruhrgebiet eine Rarität.

Die Geschichte des Weitmarer Doppelpacks reicht zurück ins Jahr 2005. Das Ehepaar Göcer mietete damals den traditionsreichen Schalter-Kiosk von Familie Atik an, der seit 50 Jahren an der Kohlenstraße firmiert. „Der Standort ist prima. Viel Laufkundschaft, das Gewerbegebiet Rombacher Hütte ist nah. Wir machten gute Geschäfte“, sagt Emirhan Göcer. „Gern wären wir geblieben. Doch 2008 wurde unser Pachtvertrag aufgelöst. Die Inhaber wollten uns nicht mehr haben“, erklärt Ehefrau Cigdem. „Falsch!“, erwidert die Tochter, Tochter des Eigentümers. „Wir hätten den Vertrag noch einmal verlängert. Doch die Göcers hatten hinter unserem Rücken längst ihre eigenen Pläne geschmiedet.“

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Während der Kiosk von Familie Atik für mehrere Monate geschlossen blieb, wechselten die Eheleute Göcer ins Nachbarhaus. In dem 37-qm-Ladenlokal (vormals ein Juwelier) eröffneten sie im Frühjahr 2009 eine begehbare Trinkhalle. „Wir sind hier sehr zufrieden. Die meisten unserer früheren Stammkunden sind mit uns rübergegangen. Wir verfügen über mehr Platz und zahlen dafür sogar weniger Pacht.“

Freiwilliger Rückzug kommt nicht in Frage

Familie Atik schlug zurück. Nach vergeblichen Anläufen, einen neuen Pächter zu finden („Der Ruf war nach der langen Schließung ruiniert“), betreiben die Atiks ihr Eigentum in Eigenregie - und verpassten ihm den (grammatikalisch nicht ganz korrekten) Namen „Ihr Alter Kiosk“. „Eine Frechheit. Die werben mit unserer Vergangenheit“, meinen die Göcers, die mit dem Schild „Ihre begehbare Trinkhalle“ dagegenhalten.

Der Kiosk-Krieg ist voll entbrannt. Die Gegner teilen kräftig aus. „Die Göcers haben uns hintergangen und unsere Kunden mit Freibier und kostenlosem Kaffee abgeworben. Das ist unehrenhaft. Mein Vater ist psychisch am Ende!“, zürnt die Tochter. „Die Atiks beschimpfen uns in der Öffentlichkeit und machen unseren Laden schlecht. Das ist Rufmord!“, zischt Cigdem Göcer.

Eine Beilegung des Buden-Battles ist nicht in Sicht. Zwar warten die Göcers mit einem Vorschlag auf: „Die Atiks sollen ihren Kiosk schließen. Wir mieten ihn an und nutzen ihn als Lager.“ Die Eigentümer wittern aber eine Hinterlist: „Die Göcers wären uns als Konkurrenz los - und würden den Mietvertrag nach wenigen Monaten wieder auflösen.“ Ein freiwilliger Rückzug kommt gleichfalls nicht infrage. „Wir werden niemals zurückweichen und freuen uns über jeden Kunden“, bekräftigt die Tochter. „Uns geht’s gut. Warum sollen wir schließen oder in den alten Kiosk zurückkehren?“, fragt Emirhan Göcer.

Und was sagen die Kunden an der Kohlenstraße? „Ich weiß von dem Streit, halte mich aber raus“, schmunzelt Erich Liedtke, der für sich eine pragmatische Lösung gefunden hat. Im „Alten Kiosk“ deckt er sich mit Zigaretten ein; in der „begehbaren Trinkhalle“ genießt er einen Kaffee und kauft die Zeitung. „Sind ja nur fünf Meter dazwischen.“