Bissingheim..

Ihr Weg zur Arbeit ist beneidenswert kurz: Für Kiriaki Tsakiri und ihren Mann Christos Georgiadis sind es morgens nur wenige Schritte von der Wohnung zum Arbeitsplatz.

Denn durch die kleine Küchentür gelangt man direkt in die Trinkhalle der beiden Griechen. „Das ist richtig praktisch“, sagt Kiriaki Tsakiri. „Wenn gerade mal nicht so viel los ist, kann ich nebenbei den Haushalt machen.“ Waschen, Bügeln, Staub saugen und Kochen - zwischendurch Zeitungen, Kaffee, Zigaretten, Currywurst und Gyros verkaufen.

Neben der Trinkhalle gibt es in dem Bungalow, in dem die 43-Jährige mit ihrem Mann, Sohn und Tochter lebt, noch einen Imbiss. Bei gutem Wetter laufen die beiden Geschäfte besonders gut. Dann müssen Tsakiri und ihr Mann gemeinsam ran.

Früh aufstehen muss morgens aber nur einer von beiden. Um 20 vor sechs macht die Trinkhalle auf. „Viele Bissingheimer halten morgens noch kurz für einen Kaffee, bevor es auf die Autobahn zur Arbeit geht“, erzählt Tsakiri. Wer nach Bissingheim rein kommt oder raus fährt, kommt an der Trinkhalle vorbei. Es geht gar nicht anders.

„Im Sommer haben wir viel Laufkundschaft“, sagt die 43-Jährige. Im Winter hingegen sei man von den Ortsansässigen abhängig. Bereits mit 19 Jahren wagten Kiriaki Tsakiri und ihr Mann den Weg in die Selbstständigkeit. „Mein Mann sprach damals nur wenig Deutsch“, erzählt sie. „Es war schwierig für ihn, Arbeit zu finden. Da war der Kiosk eine echte Alternative.“ Der Vermieter von Trinkhalle und Imbiss war zunächst skeptisch. Tsakiris Mutter musste den Vertrag unterschreiben, doch der Laden lief von Anfang an. Von 1987 bis 1998 arbeiteten die beiden in ihrem Bissingheimer Kiosk. Nach einigen Jahren in Griechenland kehrten sie 2005 in den Kiosk zurück. „Ich bin ein Trinkhallen-Mensch“, sagt Tsakiri. „Wir haben eine nette Kundschaft und ich mag es, mit den Leuten zu reden.“

Viele Kunden kennen die Kiosk-Betreiber seit Ewigkeiten. „Da redet man automatisch.“ Ihre Kunden und das „Stück Selbstständigkeit“ schätzen Kiriaki Tsakiri und Christos Georgiadis an ihrer Trinkhalle. Doch der Preis dafür ist hoch. „Privatsphäre ist hier gleich null“, sagt Tsakiri. Bis 22 Uhr stehen sie und ihr Mann im Kiosk. Sieben Tage in der Woche. Man könne den „Fluss nicht unterbrechen“, sagt sie. „Der Kunde weiß, dass wir da sind.“

Auch zwischendurch mal abschalten geht nicht. „Beim Mittagessen muss ich vier oder fünf mal aufstehen, um Kunden zu bedienen. Entspannen können wir erst, wenn der Rolladen unten ist.“

Doch einmal im Jahr machen die Griechen ihre Trinkhalle dicht. Dann geht es für drei Wochen nach Griechenland. Trotz der vielen Entbehrungen, dem langen Arbeitstag und der stark begrenzten Freizeit macht ihnen der Kiosk-Job Spaß. „Ich liebe meine Frau und meine Famiile“, sagt Christos Georgiadis. „Dann klappt das“.