Die Explosion in einem Bochumer Zweifamilienhaus war offenbar der Racheakt eines ehemaligen Mieters. Ein 50-jähriger Herner soll im Streit um ausstehende Rechnungen das Feuer gelegt haben. Der Mann nahm sich noch am selben Tag das Leben.
Von Anfang an war es beinahe mit Händen zu greifen, dass der Einbruch in ein Zweifamilienhaus im Bochumer Stadtteil Harpen, der mit einer verheerenden Explosion endete, eine Vorgeschichte hatte. So war es auch. Die Kriminalpolizei ist jetzt überzeugt, dass es sich beim Täter um einen 50-jährigen Herner handelt. Er hatte mit seiner Ehefrau bis zum vergangenen Mai in dem Haus an der Maischützenstraße zur Miete gewohnt. Jetzt ist er tot; er stürzte sich von einer Brücke.
Am vergangenen Freitag um 11.15 Uhr waren beide Giebelwände des freistehenden, sehr gepflegten Wohnhauses weggesprengt worden. Die Trümmer stürzten vor und hinter dem Haus in den Garten. Die Kripo dachte zunächst an ein Gasunglück. Tags darauf fiel aber auf, dass jemand am Vormittag vor der Tat durch die Kellertreppe eingebrochen war, allem Anschein nach Schmuck und einen Laptop gestohlen und dann im Erdgeschoss literweise Benzin verschüttet und von außen angezündet hatte. Die Verpuffung war so gewaltig, dass im Obergeschoss die Steinwände zwischen den Traufen und dem First herausflogen. Im Erdgeschoss starb der Kater der Hausbesitzer. Diese, ein älteres Ehepaar, das ebenfalls dort wohnte, sowie ein Mieter, waren zur Tatzeit nicht zu Hause.
Eine Stunde nach der Explosion sprang auf der A45 bei Lüdenscheid ein 50-jähriger Mann aus Herne von der Brücke. Zeugen zufolge fuhr er mit seinem Auto ohne Fremdeinwirkung gegen die Leitplanke, hielt an, stieg aus - und stürzte sich 40 Meter in die Tiefe. Weil auch die Bochumer Polizei informiert wurde, da der Herner in ihrem Zuständigkeitsbereich wohnt hatte, fiel seine frühere Adresse auf: Maischützenstraße 79 in Bochum. Das explodierte Haus.
Entsetzen, Trauer und Fassungslosigkeit
Schnell baute sich eine feste Indizienkette auf. Der Tote hatte Benzinspuren und Verschmorungen an der Kleidung und den Schuhen. Und oberflächliche Verbrennungen am Leib. Das passte nicht zu dem Aufprall gegen die Leitplanke.
Die Kripo fand heraus, dass der Herner nach seinem Auszug im Mai einen eigentlich belanglosen Streit mit dem Vermieter hatte. Es ging um die Beseitigung kleinerer Schäden. Zwei Tage vor der Explosion hatte der Herner nochmal ein Schreiben vom Vermieter erhalten, eine Erinnerung, doch bitte die kleinen Reparaturen zu erledigen. Darüber, so die Kripo, war er offenbar verärgert.
Explosion zerstört Haus
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Am Donnerstag, ein Tag vor der Tat, kaufte er sich in einem Herner Baumarkt einen 5-Liter-Benzinkanister, größeres Hebelwerkzeug und eine Arbeitshose. Genau gleichartige Dinge fand man später am Tatort; eine blaue Arbeitshose trug auch der Tote. Die Kripo ist deshalb überzeugt: „Aus kriminalistischer Sicht gibt es an der Täterschaft des Mannes keinen Zweifel.“ Die Ermittler sehen auch keinerlei Hinweise darauf, dass es Mittäter gab. In dieses Bild passt auch, dass der Laptop und der Schmuck, der zunächst als gestohlen galt, an anderer Stelle im Haus aufgefunden wurden.
Das Verbrechen löst Entsetzen, Trauer und Fassungslosigkeit aus. Der Herner, der keine Kinder hatte, führte ein bürgerliches Leben. Er hatte eine gute Stelle auf dem Gebiet der Sozialarbeit im Ruhrgebiet. Er war nicht vorbestraft. Polizeisprecher Volker Schütte sagt: „Selbst für erfahrene Ermittler ist es kaum fassbar, dass wegen eines im Grunde genommen nur als banal zu bezeichnenden Streites ein Mensch solch eine Tat begeht und anschließend seinem Leben ein Ende setzt.“
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