Bochum. .

Bei der Mahnwache der rechten Gruppierung Pro NRW vor der Bochumer Moschee in der Dibergstraße ist es zu Auseinandersetzungen gekommen. Gegendemonstranten aus der anti-faschistischen Szene haben sich Rangeleien mit der Polizei geliefert.

Nur ein enormes Polizeiaufgebot ermöglichte am Freitag einem Häuflein von knapp 30 Anhängern der Bewegung Pro NRW, in der Nähe der Moschee an der Dibergstraße ihre sogenannte Mahnwache abzuhalten. Im Vorfeld der Mahnwache hatte ein Trupp von rund 50 Gegendemonstranten versucht, die Grottenstraße zu blockieren, um so die Zufahrt zu sperren und zu verhindern, dass die Mahnwache überhaupt stattfinden konnte.

Als die Rechtspopulisten mit Minibussen zu ihrer Veranstaltung vorfahren wollten, sprangen die Blockierer plötzlich auf und bedrängten die Busse. Es kam zu einer kurzen Auseinandersetzung und Gerangel zwischen Autonomen und Polizeibeamten. Im Handgemenge flüchteten einige der Blockierer, zehn der meist jugendlichen Demonstranten wurden vorläufig festgenommen. Drei Polizeibeamte erlitten bei diesem Gerangel Verletzungen.

Besonnene Reaktion auf Mahnwachen

Die Islamische Gemeinde, übrigens der älteste Bochumer Verein seiner Art, die bereits 1976 eingetragen worden ist und seit 1984 ihren Gebetsraum in einer ehemaligen Autowerkstatt in Ehrenfeld unterhält, hatte besonnen auf die Mahnwachen reagiert. Gemeindevorsteher Sükrü Özvatan: „Ich finde es bedrohlich, dass die Religion auf diese Weise in die Politik einbezogen wird.“

In den 26 Jahren an dieser Stelle habe noch nie eine solche, konkret gegen die Moschee gerichtete Aktion gegeben. Höchstens Parkplatzprobleme entstehen während der Zeit des Freitagsgebetes.

Auch an diesem Freitag kamen rund 400 gläubige Moslems, darunter auch etliche Kinder und Frauen, um zu beten. Dazu der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen, Talha Kali: „Wir wollten an diesem Freitag bewusst den Alltag leben.“

Wegen der zahlreichen Polizeiabsperrungen konnten jedoch nicht alle in der Zeit an der Gebetsstunde teilnehmen, was der Gemeindevorsteher deutlich gegenüber der Polizei kritisierte. Die Polizei hatte aus Sicherheitsgründen wegen der aufgeheizten Stimmung während der ersten Minuten der Mahnwache die Straße komplett gesperrt.

Warten auf Sigmar Gabriel

Ringsherum an den Häusern der Dibergstraße und den Nebenstraßen zeigten Nachbarn ihre Solidarität mit der Moschee. Astrid Schröder, Leiterin des nahen Evangelischen Kindergartens: „Wir haben mit Eltern und Kindern Transparente gemalt und sind gegen diese Mahnwache.“ In den Kindergarten „Hand in Hand“ gehen 80 Kinder, darunter zahlreichen Mädchen und Jungen aus Familien mit moslemischem Hintergrund.

Auch das evangelische Hans-Ehrenberg-Haus, direkt gegenüber der Moschee, zeigte an diesem Mittag Flagge: „Bunt statt braun“ stand auf dem Transparent. Mit einer Flagge, einer SPD-Fahne, erschien auch Friedhelm Lueg, SPD-Ratsherr aus dem Ehrenfeld. „Für mich ist es selbstverständlich, heute hier zu sein.“

Während sich an der Dibergstraße noch die Pro-NRW-Leute mit ihren wenigen roten Anti-Minarett-Schildern und die rund 150 Gegendemonstranten, getrennt durch Dutzende Polizisten gegenüber standen, warteten einige hundert Meter weit entfernt die Menschen in der Merkez-Moschee in der Schmidtstraße auf den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, der erst mit rund einer Stunde Verspätung in Bochum ankam. Gabriel ließ sich von Vorbeter Abdullah Okuroglu den Aufbau und die Symbolik der Moschee erklären, fand gleich deutliche Worte und wandte sich direkt an die zumeist türkischen Zuhörer:

„Ein Symbol für Integration“

„Ich glaube, dass wir hier in Deutschland viel mehr sagen müssen, dass wir froh sind, dass Sie hier sind.“ Drinnen, im Gebetsraum hatte er bereits begrüßt, dass Moscheen auch mit Kuppel oder Minaretten versehen werden. „Dies sind doch Zeichen, dass Sie hierbleiben wollen, also auch ein Symbol für Integration.“

Dabei ließ der SPD-Vorsitzende auch keinen Zweifel daran, dass Probleme oder unterschiedliche Meinungen zwischen Türken und Deutschen, etwa auch was Schulen angehe, offen angesprochen werden müssten.