45 Prozent der Neuverpachtungen von Schrebergärten gehen an junge Familien mit Kindern. ...

Das Glück ist grün. Gregor und Boguscha Odelga auf ihrem Grundstück, Kolonie-Nord, in Castrop-Rauxel. Seit sie den Schrebergarten haben, sind sie nicht mehr in Urlaub gefahren. Fotos: Matthias GrabenMan kann nicht immer tun und machen, was man will, aber Lesen hat noch keinen gestört: Gregor Odelga, nicht bei der Gartenarbeit.Biotop Castrop: Marco und Maximilian (v.l.) haben Nisthilfen und Verstecke für Insekten gebaut.
Das Glück ist grün. Gregor und Boguscha Odelga auf ihrem Grundstück, Kolonie-Nord, in Castrop-Rauxel. Seit sie den Schrebergarten haben, sind sie nicht mehr in Urlaub gefahren. Fotos: Matthias GrabenMan kann nicht immer tun und machen, was man will, aber Lesen hat noch keinen gestört: Gregor Odelga, nicht bei der Gartenarbeit.Biotop Castrop: Marco und Maximilian (v.l.) haben Nisthilfen und Verstecke für Insekten gebaut. © WAZ

... Thomas Wagner, Sprecher des "Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde", rät aber zur Geduld, wenn man die ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten des Schreber-Lebens richtig begreifen will. Denn: "Dass man tun und machen kann, was man will, ist eine Illusion" Eigentlich hatte der Leipziger Arzt Daniel Moritz Schreber (1808 bis 1861) ja im Sinn, dass Stadtkinder sich durch Arbeit im Grünen ertüchtigen. Doch heute ist der durchschnittliche Schrebergärtner fast 60. Seit einiger Zeit wüchsen aber mehr jüngere Leute nach, sagt Thomas Wagner, Sprecher des "Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde."

Was braucht jemand unbedingt, der neu einen Schrebergarten pachten will?

Wagner: Unbedingt Geduld. Man kann da schon eine ganz spezielle Mischung von Menschen treffen. Aber Geduld ist sowieso die erste Gärtnertugend.

Sie sagen, es gibt einen verstärkten Zulauf junger Leute?

Wagner: Ja. 45 Prozent der Neuverpachtungen gehen an junge Familien mit Kindern. Und seit dem Jahr 2000 waren 64 Prozent aller neuen Pächter unter 55 Jahren. Der Altersschnitt insgesamt ist hoch, weil die meisten ihren Schrebergarten halten, bis es nicht mehr geht, oder bis zu ihrem Tod.

Wie erklären Sie sich das Interesse der Jüngeren?

Marco und Maximilian Odelga (v.l.) haben Nisthilfen und Verstecke für diverse Insekten gebastelt und wollen sie im Garten ihrer Eltern nun aufhängen.
Marco und Maximilian Odelga (v.l.) haben Nisthilfen und Verstecke für diverse Insekten gebastelt und wollen sie im Garten ihrer Eltern nun aufhängen. © WAZ

Wagner: Grundsätzlich gibt es einen Wandel der Freizeitgesellschaft zurück zur Natur. Das Einfache, die Ruhe, die Entspannung. Das Bedürfnis, Obst und Gemüse anzubauen, hat gerade die jungen Urbanen gepackt. Man kann es auch ganz praktisch sehen: Zur Flickwerk-Familie oder zur beruflichen Mobilität passt kein Klotz am Bein in Gestalt einer Immobilie. Einen Kleingarten sind Sie auch schneller wieder los.

Was ist die häufigste Illusion von Menschen, die zum ersten Mal einen Schrebergarten pachten?

Wagner: Das häufigste Vorurteil ist die Gartenzwergmentalität, die gibt es nur noch hin und wieder. Die häufigste Illusion ist, dort tun und machen zu können, was man will. Aber das geht allen Grundstückseignern so . . .

Unternehmen die Vereine viel, um mehr jüngere Leute für den Schrebergarten zu gewinnen?

Wagner: Ja. Schnuppergärten, Gärten auf Probe, Tag des Gartens, Tag der offenen Pforte. Ganz viele machen Schulgartenprojekte und hoffen, dass die Kinder zu Hause davon erzählen, die Eltern dann vorbeikommen und gucken und dann einen Garten nehmen.

Herr Wagner, Sie sind 40, Sie haben bestimmt auch einen Garten . . .

Wagner: Ja, aber einen großen.

PS. Schrebers Grab ist unauffindbar, es liegt unter einer öffentlichen Grünfläche in Leipzig, dem früheren Neuen-Johannes-Friedhof.