Freitag, 22. Mai. An der Dannenbaumstraße in Bochum-Laer haben die Katzen der Anwohner einen schönen Tag und eine herrliche Nacht: Die Aussicht, überfahren zu werden, ist nämlich zu diesen Stunden relativ gering – bei Opel nebenan herrscht Betriebsruhe.

Ansonsten ist bei Opel überhaupt nichts mehr ruhig. Das Handy von Betriebsratschef Rainer Einenkel piept schon wieder. Mal ist Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in der Leitung, vorhin war es der Deutschlandfunk, jetzt ist die Bochumer WAZ mal wieder dran. Auch an diesem Freitag produzieren die Medien ständig neue Schlagzeilen über das Schicksal von Opel und der drohenden Insolvenz der Firmenmutter General Motors.

Magna gilt plötzlich als Favorit der drei Bewerber

„Magna hat im Rennen um Opel die besten Karten”, heißt es in online-Diensten wie im wwwDerWesten.de

Von einem überschaubaren Ranking der drei potenziellen Opel-Investoren wird berichtet: Magna, der kanadisch-österreichische Autozulieferer gilt plötzlich als Favorit, gefolgt vom US-Finanzinvestor Ripplewood. Fiat ist das Schlusslicht in diesem Ranking, für das niemand haftet.

Die Konzepte, die alle drei bis Mittwochnacht für eine Opel-Übernahme/Beteiligung entwickelt und der Bundesregierung vorgelegt haben, sehen europaweit in den Werken Arbeitsplatzabbau vor, heißt es. Die Rede ist von über 10 000 bedrohten Jobs.

"Bochumer Werk muss zukunftsfähig aufgestellt werden"

„Die Menschen bei Opel wollen langsam Klarheit haben,” beschreibt Rainer Einenkel die von Angst und Hoffnung zerrissene Gefühlswelt der Belegschaft. „Aber jetzt hat man das Gefühl – es kommt in die heiße Phase. Jeder kriegt mit, es kommt möglicherweise bald zu Entscheidungen.” Er erinnert daran, dass Kanzlerin Merkel und einige Bundesminister an diesem Freitag die Konzepte der drei Bewerber prüfen. Und dass in dieser Runde auch die Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mitreden, in denen die Opelwerke stehen.

„Mit Rüttgers war ich am Montag einig: In den Konzepten muss Bochum sich wiederfinden,” schildert Einenkel. Der Ministerpräsident hätte das im Laufe der Woche ihm gegenüber nochmals bekräftigt, nämlich so: Die NRW-Beteiligung an der Brückenfinanzierung für Opel werde nur dann erfolgen, „wenn das Bochumer Werk zukunftsfähig aufgestellt wird”.

Am Dienstag lesen die Betriebsratschefs die Konzepte

Für Einenkel lautet die zentrale Frage: „Was kann Bochum produzieren?” Das ist für ihn nicht nur der Bau des Siebensitzers Zafira, das ist auch der Zuschlag für die nächste Astra-Modellreihe. „Bochum muss das große Astra-Werk” werden.

Am kommenden Dienstag werden auch ihm und den anderen GM/Opel-Betriebsrats-chefs die drei Konzepte vorgelegt. Er kenne sie bisher nur als „Überschriften”. Sagt er. Aber er will „schauen, dass nicht möglicherweise ein Werk drastisch betroffen ist und andere viel weniger”.

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