Bochum. .
„Let’s get loud“ ist das Motto der nächsten Ausgabe des Fidena Figuren-Festivals der Nationen in Bochum. Vom 9. bis 15. September gibt es viele Beispiele zu sehen, in denen Figur und Musik gleichberechtigt nebeneinander stehen, sich Musik und Performance ergänzen.
Vor einigen Jahren war eine Fidena der Kasper-Figur gewidmet und zeigte den beliebten Holzkopf als anarchisch, frech und gar nicht lieb. Diesmal ist es nicht der Held der Guckkasten-Bühne, der im Mittelpunkt steht, sondern eine eigentlich so brave Person wie das Rotkäppchen: nicht weniger als drei Theaterabende gelten dem Mädel, das den Wolf mit der Großmutter verwechselt. Alles spricht dafür, dass Rotkäppchen in diesen Versionen weniger artig denn eigenartig ist, nicht leise, eher mit Getöse. Denn das Motto, unter dem das Festival „Figurentheater der Nationen“ (Fidena) vom 9. bis 15. September steht, lautet eindeutig: „Let’s get loud!“ Übersetzt für die nicht Englischkundigen: Macht mal richtig Lärm! Wer in den vergangenen Jahren miterlebt hat, welche Absonderlichkeiten Festivalleiterin Annette Dabs in den Gefilden des Puppenspiels entdeckt hat, der kann sich vorstellen, dass beim kommenden Festival weniger zarte Geigen denn dicke Trommeln zum Einsatz kommen.
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Um mit einem Paukenschlag beginnen zu können, streben die Puppenspieler zum Auftakt am 9. September aus ihren Bühnenhöhlen im Jungen Schauspielhaus oder im Prinz Regent Theater ins Freie, in die City. Der erste Tag gilt der Freiluft-Aufführung mit Zirkus, einer clownesken und explosiven Liebesgeschichte und einem endlos langen Papier, auf das die Passanten die „wahren Werte des Lebens“ notieren können.
Doch natürlich geht es nicht darum, nur Lärm zu veranstalten, sondern die Fidena will diesmal herausfinden, welche Zusammenhänge zwischen Musik und Puppenspiel bestehen können. 20 Produktionen, darunter zwei Uraufführungen und drei deutsche Erstaufführungen, haben es auf das aktivste Sinnesorgan des Menschen abgesehen: das Ohr.
Aus Frankreich kommt eine Komödie der elektromechanischen Skulpturen. „Das ist schrill, außergewöhnlich und zum Staunen“, erzählt Annette Dabs, Die Truppe benötige einen großen LKW, um ihre Requisiten transportieren zu können.
„King Kongo“ ist ein weiterer Höhepunkt der Zusammenarbeit der Fidena mit dem Espace Masolo, einem Kulturzentrum im kongolesischen Kinshasa. Nachdem vor einigen Jahren erwachsene Schauspieler in Bochum gastiert hatten, „sind jetzt auch Kinder und Jugendliche dabei“, so die Festivalleiterin: In der Kunstkirche Christ König ist ein Spiel mit rasanter Musik, ausgelassenem Tanz und anarchischem Puppenspiel zu erleben. Annette Dabs ist stolz und froh darüber, das diese deutsch-kongolesische Zusammenarbeit ein weiteres Mal geklappt hat. Das Publikum darf gespannt sein „und sollte nicht mit europäischen Maßstäben auf dieses Spiel schauen“, rät Annette Dabs.
Dem „klassisch-romantischen Erbe“ zeigt sich (auf den ersten Blick) das Cherubin Quartett mit der Inszenierung „Der Tod und das Mädchen“ verpflichtet. Auf der Suche nach einem noch nie gehörten „Zwischenklang“ begeben sich Musiker, Spieler und Zuschauer allerdings auf unerforschtes Terrain, brüchig und skizzierend: Tod und Mädchen treten dabei in immer neuen Spielarten auf.
Auf Qualität setzt auch das Kinderprogramm, das sich u.a. an Stepkkes im Alter von einem Jahr. wendet. Man kann halt nicht früh genug damit beginnen, die Liebe fürs Figurentheater zu wecken.