Bochum. Keine hundert Tage bis zum Start, ist zum Thema Kulturhauptstadt in Bochum kaum etwas sichtbar. Dennoch tut sich was hinter den Kulissen. Im Deutschen Bergbaumuseum stehen bereits alle Signale auf Grün, was eine erfolgreiche Außendarstellung im Rahmen der Ruhr.2010 angeht.

Das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum ist für die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 gerüstet. WAZ-Redakteur Jürgen Boebers-Süßmann sprach mit dem langjährigen Leiter des Bergbaumuseums, Prof. Rainer Slotta, über dessen Pläne fürs kommende Jahr.

Ein Höhepunkt im Kulturhauptstadjahr dürfte die Eröffnung des neuen Ausstellungszentrums sein, nicht wahr?

Prof. Rainer Slotta: Ganz sicher. Die Arbeiten an unserem „Schwarzen Diamanten” gehen zügig voran. Am 4. und 6. Dezember wird der neue Ausstellungsanbau, der mit dem Altbau über eine Brücke verbunden sein wird, offiziell eröffnet.

Was gibt's dort als erstes zu sehen?

Prof. Slotta: Wir starten mit der Ausstellung „Glück auf Ruhrgebiet! - Der Steinkohlenbergbau nach 1945”. Das ist ein angemessenen Thema, sowohl was unserer inhaltliche Ausrichtung angeht, als auch die Region, in der wir leben. Ab Sommer 2010 wird dann die Schau „750 Jahre Knappschaft” im Bergbaumuseum präsentiert.

Eines der bestbesuchten Museen überhaupt

Das Bergbaumuseum ist eines der besucherstärksten Museen in ganz Deutschland. Warum trotzdem die immer neuen Investitionen, etwa die 5 Millionen Euro für den „Schwarzen Diamanten”?

Prof. Slotta: Es stimmt, dass wir uns über mangelnden Zuspruch nicht beklagen können. Trotzdem muss ja immer wieder etwas Neues geboten werden, damit das Museum auch immer wieder aufs Neue interessant ist.

Was gehört neben dem Ausstellungsanbau dazu?

Prof. Slotta: Wir werden endlich den lange geplanten Seilfahrt-Simulator in Betrieb nehmen. Das ist ein originalgetreuer Förderkorb, der mit technischen Mitteln so aufbereitet wird, dass die Besucher nach dem Betreten das Gefühl haben, sie würden tatsächlich nach unter Tage reisen.

Reise nach unter Tage

Wie das?

Prof. Slotta: Der Korb wird hydraulisch hin- und hergerüttelt, dazu kommen Ton-Enspielungen von Windgeräuschen, von metallischem Klappern, dazu Lichtblitze, wenn bei der virtuellen „Fahrt” die einzelnen „Sohlen” passiert werden.

Wie lange dauert die „Fahrt” hinab ins 15 Meter „tiefe” Besucherbergwerk?

Prof. Slotta: So lange wie eine originale Fahrt auf 1500 Meter Tiefe dauert! Also eineinhalb bis zwei Minuten.

Nochmal zurück zur Ruhr 2010. Das Bergbaumuseum ist als Visitor Center/Besucherzentrum vorgesehen. Was hat es damit auf sich?

Drei Besucherzentren in Bochum

Prof. Slotta: In Bochum werden drei Besucherzentren eingerichtet; hier im Bergbaumuseum, bei BO-Marketing und in der Jahrhunderthalle. Das sind Info-Stationen, wo sich jeder Gast umfassend über das Angebot der Kulturhauptstadt Ruhr informieren kann.

Wo soll das Besucherzentrum entstehen?

Prof. Slotta: Wir werden die Halle 1 dafür umbauen, inklusive eines barrierefreien Eingangs und vieler kundenfreundlicher Neuerungen. Das Visitor Center ist übrigens keine kurzfristige Sache, sondern soll 15 Jahre hier am Standort bestehen bleiben. So soll die Ruhrgebiets-Touristik nachhaltig gefördert werden.

Wie sind Sie insgesamt mit der Kooperation mit der Ruhr 2010 zufrieden?

Prof. Slotta: Leider sind unsere Förderanträge, etwa was die Glück auf-Ausstellung angeht, alle per Formbrief abgelehnt worden. Ebenso der Bundesknappentag, der im September 2010 Hunderte von Teilnehmern nach Bochum bringen und die Geschichte des Ruhrgebiet repräsentieren wird – abgelehnt wegen „fehlender Internationalität”. Diese Projekte, die auf jeden Fall stattfinden, mussten wir sämtlich über Drittmittel finanzieren.