Eigentlich ist die Welt von Achim Heinrichs ganz in Ordnung. Der Landwirt aus Höntrop bewirtschaftet an der Grenze zu Wattenscheid über 160 Hektar Land, zur Zeit ist Gerstenernte und auf den Feldern gibt es reichlich zu tun.

Doch wird er auf die Agrarsubventionen der Europäischen Union angesprochen, verhärtet sich sein Lächeln. Auch Achim Heinrichs bezieht Geld aus Brüssel, ohne das kommt kaum ein deutscher Bauer heute noch aus. Selbst die Summe ist kein Geheimnis, vor einigen Wochen veröffentlichte die EU im Internet, welche Zuwendungen jeder einzelne Landwirt im Jahr 2008 erhalten hat. Heinrichs bekam 58 921,04 Euro.

Aber wofür eigentlich? „Das ist ganz einfach zu berechnen”, sagt er und beginnt aufzuzählen. „Zum einen gibt es Geld für den Erhalt unserer schönen Kulturlandschaften.” Mit 266 Euro subventioniert Brüssel Ackerland, für Grünflächen gibt es derzeit 104 Euro. Das Ganze verbirgt sich hinter dem Etikett der „EGFL Direktzahlungen” (Europäischer Garantiefonds für Landwirtschaft).

Der zweite Pott ist der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Das sind die klassischen Subventionen. „Meine Konkurrenten sind heute schließlich nicht mehr die Bauern aus Eiberg oder Dahlhausen”, erläutert der 32-jährige Höntroper Landwirt. Er muss sich mit seinen Erzeugnissen auf dem ganzen Weltmarkt durchsetzen – gegen Getreidebauern aus der Ukraine oder Raps-Züchter aus Kanada. „Wir produzieren hier in Deutschland ganz einfach unter wesentlich höheren Umwelt- und Sozialstandards”, stellt Heinrichs fest. Das kostet mehr, ohne EU-Hilfen wären die wenigsten Betriebe wettbewerbsfähig und könnten schließen. Die Konsumenten indes interessiert das in den wenigsten Fällen. Gekauft wird, was billig ist. Seit 30 Jahren sinken die Lebensmittelpreise ununterbrochen. Die Folge ist ein stetiger Druck, Kosten zu senken und die Effizienz der Betriebe zu steigern.

Längst haben ökonomische Zwänge und moderne Technik seinen ganzen Berufsstand verändert. Landwirtschaft ist heute ein Studienfach, Heinrichs sitzt bisweilen mehr im Bürostuhl als im Treckersitz. „Ich betreibe hier ja keine nostalgische Museumslandwirtschaft sondern führe einen modernen und hoch technisierten Wirtschaftsbetrieb”, sagt er. Regelmäßig vergleicht er die internationalen Preise seiner Produktionsgüter im Internet. Selbst über das Wetter informiert ihn das Netz: In seiner Favoritenleiste hat er gleich acht entsprechende Links eingerichtet.

Etwas anderes würde er trotzdem nicht machen, trotz allen Ärgers über Subventionen und Weizenpreise. Liegt wohl in der Familie, immerhin bauten seine Vorfahren schon im 16. Jahrhundert in Höntrop Getreide an.