Bochum. So unspektakulär ist schon lange kein Bundestagswahl-Ergebnis mehr in Bochum aufgenommen worden. Zwar drängten sich am späteren Abend im Ratssaal mehr und mehr Menschen, aber von Euphorie oder politischer Beseeltheit war nirgends was zu spüren - trotz großer Überraschungen.
Merkel & Westerwelle vorn, Steinmeier abgestürzt. Hätte man das Stimmungsbild der ersten Prognosen zur Bundestagswahl nicht an den Fernsehschirmen ablesen können, im großen Ratssaal wäre von der für die SPD knüppeldicken Prognose nichts zu spüren gewesen.
Zu eindeutig war das Ergebnis: Machtwechsel in Berlin.
Nur die FDPler um ihren Ratsfraktionsvorsitzenden Lücking applaudierten ein wenig ob ihres satten zweistelligen Ergebnisses, aber das war es dann auch schon. So unspektakulär ist schon lange kein Bundestagswahl-Ergebnis mehr in Bochum aufgenommen worden. Zwar drängten sich am späteren Abend im Ratssaal und seinen Nebenräumen mehr und mehr Menschen, aber von Euphorie oder politischer Beseeltheit war nirgends was zu spüren.
Wie bei jeder Wahl war das Rathaus für die Bevölkerung geöffnet. Auf Videowänden und TV-Geräten konnte man/frau die Berichterstattung der Fernsehsender über die Bundestagswahl verfolgen bzw. die nach und nach eintrudelnden Ergebnisse aus den Bochumer Wahllokalen auf sich wirken lassen. Bei O-Saft und Mineralwasser, später auch bei Pils und Sekt ließ sich dabei fachsimpeln.
Die Frage war nur: worüber genau? Und mit wem?
Von den großen Unterstützungskomittees für Axel Schäfer, Norbert Lammert und Sevim Dagdelen, die im Vorfeld der Wahl für die Kandidaten der SPD, CDU und Linke getrommelt hatten, war jedenfalls (so gut wie) niemand zu sehen. Und auch die Gespräche und Diskussionen der Nicht-Politiker drehten sich eher um das Wetter am Wahlsonntag als um die historische Niederlage der deutschen Sozialdemokratie – und das in einer Stadt wie Bochum, wo die SPD noch eine gewisse sichere Mehrheit hat.
An der nüchternen Stimmung änderte sich auch nichts, als die Oberbürgermeisterin gegen 19.15 Uhr im Ratssaal aufkreuzte. Anstatt scharfsinnig Analysen abzugeben, gesellte sie sich mit einem Gläschen Sekt sogleich zu „ihren” getreuen Wähler/innen an den Stehtischen. Wer wollte es Ottilie Scholz verübeln: Im Gegensatz zu ihrem Parteigenossen Frank-Walter Steinmeier hatte sie ihre Wahl vor vier Wochen klar gewonnen.