Bochum. Salat für sieben Euro, Brötchen für 2,70 Euro: Die Beschäftigten der Ruhr-Uni kritisieren die Preise - und üben scharfe Kritik am Akafö.
Die Beschäftigten der Ruhr-Universität sind sauer. Was sie auf die Palme bringt: Thunfisch-Sandwiches, Salate und belegte Brötchen. All das ist nämlich für die rund 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität teurer als für die Studierenden. Deutlich teurer.
"Wir zahlen rund 50 Prozent mehr", sagt Personalrätin Dr. Silke Flegel. Ein Beispiel: Belegte Brötchen bekommen Studierende für 1,80 Euro, Mitarbeitende müssen 2,70 dafür hinlegen. Zuletzt wurde der Preis noch einmal erhöht - allerdings nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Ruhr-Uni Bochum: Beschäftigte fühlen sich ausgegrenzt
Sie wollen ihr Anliegen nicht falsch verstanden wissen: "Wir finden es richtig, dass Studierende weniger zahlen", sagt auch Personalratsvorsitzender Dr. Michael Jost. Dass die Mitarbeiter aber genauso viel zahlen müssten, wie externe Gäste, finden sie unfair. Besonders die hohen Preise in den Cafeterien in den einzelnen Gebäuden ecken bei ihnen an.
"Wir sind Angehörige der Universität, fühlen uns aber durch dieses Preismodell ausgegrenzt", sagt Personalrätin Dr. Luzia Vorspel. Zu den Mitarbeitern würden schließlich nicht nur gutverdienende Professoren zählen, sondern auch wissenschaftliche Hilfskräfte in Teilzeit, Sekretariatskräfte und Hausarbeiter. Für diese Personengruppen schlage ein Mittagessen mit mehr als zehn Euro deutlich zu buche. Die Preise seien deutlich höher als in der üblichen Gastronomie.
"Mensa-Monster-Preise"
Dass die Mitarbeiter preislich wie Fremde behandelt werden, sei ein negatives Alleinstellungsmerkmal - das hat die "Gemeinsame Liste der Gewerkschaften und aktiver Personalräte" bereits recherchiert. "In Dortmund gibt es beispielsweise ein dreigeteiltes Preismodell", erklärt Flegel. Heißt konkret: Studierende zahlen den günstigsten Preis, es folgen Beschäftigte, Externe zahlen am meisten.
"In Bochum gibt es nur einen Beschäftigtenpreis für Mitarbeitende des Akafö", kritisiert Jost. Mit einem Flugblatt hat die "Gemeinsame Liste" ihren Frust schon zum Ausdruck gebracht: Darauf fordern sie: "Runter mit den Mensa-Monster-Preisen". "Es stieß auf viel Zustimmung", sagt Nicola Jordan.
Brief an den Rektor
Mit ihren Forderungen adressieren die Beschäftigten in erster Linie den Rektor, haben dabei aber das Studentenwerk Akafö im Blick. Das nämlich hat laut der "Gemeinsamen Liste" eine Monopolstellung, die es ausnutzt.
"Wenn das Akafö die hohen Preise für die Beschäftigten beibehält, muss die RUB sich um ihre Beschäftigten kümmern. Es kann nicht sein, dass mit den Einnahmen durch die Beschäftigten die Studierendenpreise niedrig gehalten werden. Dafür ist der Staat zuständig", sagt Vorspel. Bereits jetzt haben viele Beschäftigten Konsequenzen gezogen und bringen ihr Essen mit oder versorgen sich im Unicenter.
Antworten auf schriftliche Beschwerden beim Akafö haben die Beschäftigten nicht erhalten. Es gibt nämlich noch mehr, was die Beschäftigten ärgert: Preise, die am Vorabend auf der Webseite des Akafö angekündigt werden, stimmen plötzlich am nächsten Tag vor Ort nicht mehr.
RUB nimmt Stellung
Auch für die WAZ war das Akafö auf mehrmalige Nachfrage nicht zu erreichen. Presseanfragen blieben bis zuletzt unbeantwortet. Für die Ruhr-Universität äußert sich jedoch Jens Wylkop: "Das Akafö ist ein Studierendenwerk und seine gesetzliche Aufgabe ist daher die Versorgung von Studierenden als finanzschwache Gruppe mit günstigem Essen, preiswertem Wohnen, Bafög, Inklusions- und Beratungshilfen sowie kulturellen Angeboten".
Um dieses breitgefächerte Angebot für Studierende finanzieren und aufrechterhalten zu können, seien die Studierendenwerke neben staatlichen Zuschüssen und den Semesterbeiträgen der Studierenden auch auf selbsterwirtschaftete Umsatzerlöse angewiesen.
Keine Alternative zum Akafö
"Beschäftigte und Gäste bekommen die Möglichkeit, das vielfältige Speisenangebot für Studierende ebenfalls nutzen zu dürfen. Aber natürlich nicht zu subventionierten Preisen, sondern zu wirtschaftlichen Preisen, die solidarisch das Angebot für Studierende durch Umsatzerlöse mitfinanzieren", sagt er.
Gemessen an den drastisch gestiegenen Preisen der privatwirtschaftlichen Gastronomie außerhalb des Campus seien auch die Preise für Gäste und Beschäftigte als preiswert zu bewerten. Den Campus für weitere gastronomische Anbieter zu öffnen, kann man sich an der RUB derzeit nicht vorstellen.
Denn das Akafö würde nicht nur Gastronomie bieten, sondern weitere "ineinandergreifende Dienste". "Derzeit können wir nicht erkennen, dass dieses Portfolio von einem Wettbewerber vergleichbar angeboten werden könnte", so Wylkop.