Bochum. Viele Restaurants in Bochum bieten Essen “To Go“ an. Dafür muss es Mehrwegverpackungen geben, um Müll zu vermeiden. Doch das sorgt für Probleme.

Deckel auf, Eintopf rein, Deckel zu: So einfach sieht das bei Thomas Schulz aus. Ganz ohne Müll. "Mittlerweile wird die Hälfte der Bestellungen mitgenommen. Davon bringen etwa 10 Prozent ihre eigene Tupperbox mit", schätzt der Gastronom, der das kleine Lokal "Suppen Schulz" an der Brückstraße in der Bochumer Innenstadt betreibt.

Ob Nudeln mit Paprika-Ziegenkäsesauce, Möhren-Ingwersuppe, Griechischer Gemüseeintopf oder Salat mit eingelegten Champignons - Schulz füllt es in das mitgebrachte Behältnis ab. Wer keine eigene Dose dabeihat, - viele nutzen zum Beispiel ausgesonderte Joghurtfässer als Behälter - muss bei Schulz zum Pappbecher mit recyclebarem Deckel greifen.

Gastronomen sind abgeschreckt

"Ein Pfandsystem war mir zu kompliziert", gibt der Gastronom zu. Das Abfüllen in mitgebrachte Dosen scheint ihm da am einfachsten. Kein Pfand, kein Spülen, kein Aufwand im Kassensystem. Der einzige Haken: Der umweltschonende Besuch bei ihm muss geplant sein. Spontan haben immerhin die wenigsten eine leere Tupperdose dabei.

"Ich würde gerne bei einem Pfandsystem mitmachen - wenn kommunal einheitlich etwas auf die Beine gestellt werden würde", sagt er. Schließlich kämen die Leute nicht jeden Tag zu ihm - viel praktikabler wäre es da, wenn sie das Mehrweggeschirr auch bei anderen Restaurants und Cafés abgegeben könnten. Den Weg via Tupperdose gehen in Bochum beispielsweise auch Bat Viet (Untere Marktstraße), Heidewitzka (Hattinger Straße) und Pott Fritts (Kortumstraße). Ein Extra-Aufkleber macht darauf aufmerksam.

Noch wenige Lokale dabei

Die Betriebe, die wiederum bei einem Mehrweg-Pfandsystemen mitmachen, kann man in Bochum aber immer noch an wenigen Händen abzählen. Mit dabei ist das "Franz Ferdinand" am Bochumer Tierpark. "Als uns während der Corona-Zeit vor Augen geführt wurde, welche Müllberge Einwegverpackungen machen, haben wir uns für ein Mehrwegsystem mit Pfand entschieden", sagt Gastronom Alessandro Maceri. In seinem Fall handelt es sich um die Firma "reCircle".

Das Relikt aus Pandemie-Zeiten, in denen das Restaurant einen Drive-In aufbaute, ist geblieben: Auch heute noch gibt es bei "Franz Ferdinand" die komplette Speisekarte "to go". Aber auch Maceri sieht Hürden. "Pro Teller fallen 10 Euro Pfand an. Wer sechs Gerichte bestellt, hat schnell eine hohe Summe beisammen", sagt er. Viele Kunden würde das abschrecken.

Finanzielle Hürde

Aus seiner Sicht sind die Mehrweg-Verpackungen aber nicht nur unter Umweltaspekten die bessere Wahl: "Da läuft nichts aus oder suppt durch. Außerdem sind die Gefäße für Mikrowellen und Spülmaschinen geeignet", so Maceri. Gastronomen, die ein Mehrwegsystem mit Pfand anbieten würden, müssten ziemlich in Vorleistung treten.

"Wir haben mehrere hundert Gefäße und Teller in verschiedenen Versionen", sagt er. Eine Investition für ein paar tausend Euro könnten sich die wenigsten Gastronomen zwischendurch leisten. Zuschüsse? Fehlanzeige.

Denn: Ökonomisch zahlt sich das Pfand-System für Maceri nicht aus. "Wir müssen pro Nutzung sogar eine Gebühr an den Anbieter abführen und die Nutzung im Kassensystem angeben", sagt er. Es wird noch komplizierter: Maceri muss den Pfand auch versteuern.

ReCircle, ReCup, ReBowl

Bei seinen Kunden entscheiden sich rund 20 bis 30 Prozent für das Mehrweg-System. "Es gibt richtige Fans", sagt Maceri. Ein positiver Mitnahmeeffekt für ihn: Wer das Mehrweg-Geschirr zuhause hat, kommt vielleicht schneller auf die Idee, nochmal bei ihm zu bestellen.

Verbreiteter als das "ReCircle"-System sind in Bochum allerdings die Produkte "ReCup und ReBowl". Seinen Kaffee kriegt man zum Beispiel bei "Back Bord Bio Bäckerei" (Kortumstraße) und bei Wickenburg (Huestraße) im Mehrweg-Pfand-Becher. Abgeben kann man den dann wiederum auch an der JET Tankstelle (Wittener Str.) oder im St. Elisabeth Hospital (Bleichstraße). Ebenso: Kamps, Aral, Burger King.

Wer Zahlen wie diese hört, dem fällt das vielleicht leichter: In Deutschland werden stündlich rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht, pro Jahr fast drei Milliarden. Mahlzeiten in Mehrweg-Behältern mit Pfand bieten übrigens auch das Nährstoff-Reich in der Innenstadt und die "Grill Ecke" an der Wittener Straße an.

Die Gesetzeslage

Seit dem 1. Januar 2023 sind Restaurants verpflichtet, Essen und Trinken zum Mitnehmen auch in Mehrwegbehältern anzubieten und Mehrweg vorzuhalten. Kleine Betriebe müssen mitgebrachte Gefäße akzeptieren.

Die Mehrweg-Alternativen dürfen nicht teurer sein als das Einweg-Angebot. Auf der Webseite von www.recup.de kann man nachlesen, wer in Bochum an diesem System teilnimmt.