Bochum. Im Bochumer Museum und an anderen Orten in der Umgebung wird derzeit der ZDF-Film "Liebe, London, Taubenschlag" gedreht. Kirsten Simon hat die Arbeiten des Filmteams als Komparsin begleitet. Ein Tag in einer anderen Welt.
Klappe und los: Es ist Tag 17 von 21.
21 Drehtage. Der Zeitplan ist so straff, dass Regisseur Michael Keusch scheinbar kurz vor dem Antrag steht, aus einem 24-Stunden-Tag einen 34-Stunden-Tag machen zu dürfen. „London, Liebe, Taubenschlag”, 21 Drehtage, jeder einzelne so lang wie der Weg von hier bis Hollywood. Sie werden zum Schluss mundgerecht verarbeitet zu einem 90-minütigen Fernsehhappen.
Busse und Kabelsalat
Spannend, dieses Filmbusiness. Das zeigt sich schon an einem einzigen Tag in winzigen Nebenrollen. Ein Tag als Komparse, ein Tag in einer anderen Welt. Und die ist so: Hinter dem Museum ist's rummelig. Busse, Wohnmobile parken an der Goethestraße, Kabelsalat deutet auf viel Technik hin. Die Schauspieler, also die richtigen, sind nicht zu sehen. Sie sind noch an einem anderen Drehort. Dort dauert die Szene länger als geplant. „Wir hängen heute eine Stunde hinter dem Zeitplan, das ist normal”, – sagt Alex, die die acht Komparsen betreut. Alex ist 22 und die Assistenz der Regie-Assistenz. Sie rennt mit einem Knopf im Ohr durch die Gegend, kurzer Draht zum Set. „Wir müssen warten.”
Warten ist das Stichwort, gewartet wird viel. Auf Bänken, auf der Mauer, auf der Terrasse des Parkschlösschens. Die Szene heute wird zwar im Museum gedreht, aber sie spielt in einer Bank, in der Ruhr-Bank. Die Komparsen spielen Kunden, Bank-Mitarbeiter und Security.
Man sieht, dass das Schauspieler sind
Jetzt wird es voll, gleich geht's los. Die Schauspieler sind angekommen. Keine Ahnung warum, aber man sieht ihnen ihren Beruf an. Christian Kahrmann („Lindenstraße”), meine Güte ist der groß. Marco Girnth („SOKO Leipzig”), meine Güte ist der klein. Tanja Wedhorn („Bianca”), was für ein Sonnenschein. Im Museumsfoyer, also in der Ruhr-Bank, schiebt der Regie-Assistent wenig später alle acht Komparsen auf ihre Positionen. Er sagt an: „Du guckst teils interessiert, teils genervt. Als Kundin wartest du darauf, dass dein Bankberater endlich kommt.” – „Du musst dich natürlich verhalten”, hatte Mit-Komparse Andreas vorher geraten. Er ist Komparsen-Profi, macht das öfter.
Probe, noch eine Probe. Dann Klappe. Nochmal und nochmal und noch zehn Mal. Irgendwie auch lustig: Stehen und interessiert-genervt gucken, dann zwei Meter zum Bankschalter gehen, mit Andreas, der einen Kundenberater spielt, über einen Kreditantrag verhandeln. Das ganze wortlos im Hintergrund. Dann durch die Schalterhalle gehen, möglichst wie auf Watte, aber trotzdem natürlich, beim Security-Komparsen an der Tür geräuschlos verabschieden und raus auf den Museumsvorplatz verschwinden. Vorne vor der Kamera führt Hauptdarsteller Marco Girnth als Tom Gerland in dieser Szene in der Bank ein Klapprad vor.
Filmwelt und Alltag trennen nur wenige Meter
Der Regisseur ist zufrieden. Klamottenwechsel für die nächste Szene, draußen vor dem Museum. Aus der Bankkundin wird eine Fußgängerin. Andreas trägt jetzt Jeans statt Anzug und spielt einen Passanten – mit Kappe und nur von hinten zu sehen, damit er nicht als der Kundenberater von vorhin identifiziert wird. Wie vorher: Klappe, nochmal und nochmal und noch zehn Mal. Vorbeikommende Autofahrer blicken interessiert (aber nicht genervt) rüber. Die Filmwelt und den Alltag trennen hier nur wenige Meter.
Fertig. Für heute. Regie-Assistenz-Assistentin Alex sagt, dass an diesem Tag ganz viel Film zusammengekommen ist: fünf Minuten.