Bochum. Ein Auftritt bei Bochum Total, eine Tour in Äthiopien und Russland: Für eine Bochumer Band erst der Anfang. Wo sie dieses Jahr zu sehen ist.

Das mit ihnen geht schon ziemlich lange: Die vier Jungs Joscha Denzel, Bastian Nau, Benjamin Weu und Jonas Weu kennen sich gefühlt schon ihr ganzen Leben lang. Bei den Brüdern Jonas und Benjamin trifft das auch in der Realität zu, die anderen beiden sind spätestens seit dem Schlagzeug-Kurs im Gemeindezentrum dabei.

Während die vier früher auf Weihnachtsfeiern oder vor der Familie aufgetreten sind, ist die Bühne inzwischen größer. Viel größer. Bei "Bochum Total" haben sie bereits auf der "1Live"-Bühne gespielt, waren schon auf Tour in Äthiopien und Russland. Für dieses Jahr stehen noch mindestens fünf Festivals auf dem Plan.

Bochumer Band "Figur Lemur" sei keine typische Boyband

"Figur Lemur" heißt die Band der vier Ruhrpottler, geboren und aufgewachsen in Bochum oder Witten. Dass man den Namen erst einmal nicht versteht, ist durchaus gewollt. "Wir wollten einen phonetisch schönen Klang für unsere Band. Aber wir wollen auch anecken", sagen die Vier.

Eine typische Boyband à la "Take That" oder "Backstreet Boys" sind die Musiker, alle um die 30 Jahre alt, wahrlich nicht. "Wir machen Pop-Rap mit elektronischen Elementen", beschreibt Benjamin Weu. "Figur Lemur" gibt es als solches seit 2017.

Tristesse des Ruhrgebiets

Die Liedtexte handeln von der Tristesse des Lebens im Ruhrgebiet, das fangen sie auch visuell in ihren Musikvideos ein: verlassene Hauptbahnhöfe, Plattenbauten an der Ruhr-Universität, gerade geschnittene deutsche Hecken und abgeranzte Parkplätze – man könnte all das einfach als "hässlich" abstempeln.

Die Ruhr-Uni Bochum diente den Musikern schon als Kulisse für ihre Musikvideos.
Die Ruhr-Uni Bochum diente den Musikern schon als Kulisse für ihre Musikvideos. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

"Aber man kann auch Trost darin finden, dass man nicht alleine ist und das Positive sehen: Das Ruhrgebiet hat eine ganz andere Form von Ehrlichkeit und Direktheit", erklärt Benjamin Weu. Das, was "Oasis" einst im industriegeprägten Manchester startete – "Figur Lemur" will es im Ruhrgebiet schaffen.

Neues Album im September

"Wir wollen gar nicht in Münster wohnen", sagen die Vier und lachen. Viel zu "posh" (englisch: vornehm) sei ihnen das. Ihre Songtexte enthalten Zeilen wie "Ich schotte mich ab, geht mir nicht alle auf den Sack" oder "Nichts zu verlieren, wir sind jung". Ihr neuster Hit trägt den Titel "Deutsche Hecke", das Album, welches im September erscheint "Es ist noch nicht zu spät". Ihre bislang bekannteste Single lautet "Happy AF", über 43.000 Mal ist sie bei Spotify schon gestreamt worden.

Inspiration für ihre Musik findet "Figur Lemur" im Alltag. "Wir singen von dem Älter werden, von dem guten Freund, den man enttäuscht hat, von der Einsamkeit in der eigenen Wohnung und von Nazis, die auf dem Vormarsch sind", sagt Jonas Weu.

Probe im Hochbunker

Meist macht einer den Aufschlag für einen neuen Song, gebastelt wird dann gemeinsam daran. Sie proben in einem Hochbunker im Westpark. Eine Woche, in der sich die Freunde nicht sehen, vergeht kaum.

Ihre Band bezeichnen sie manchmal scherzhaft als eine "gut funktionierende Vierecks-Ehe". Da ist Joscha, der Reflektierte, Bastian, der Pessimist, Benjamin der "Klassenclown" und Jonas der Vernünftige. Derzeit gehen alle nebenbei noch weiterer Lohnarbeit nach – etwa im Kulturbereich oder in der Filmbranche.

Das Ziel der Band aber: irgendwann von ihrer Musik halbwegs leben zu können – und viel auf der Bühne zu spielen. "Wir verstehen uns als Liveband, die mit dem Publikum und den Fans interagiert", bekräftigen sie.

Festival- und Releasetermine

Die Musik von "Figur Lemur" kann man auf YouTube oder auf Streamingdiensten wie "Spotify" hören. Die Band verkauft ihre Alben auch als CD und Vinyl.

Bis zum Release des neuen Albums im September erscheint monatlich eine neue Single. Das nächste Datum ist der 26. April. In diesem Jahr ist "Figur Lemur" beispielsweise noch am 1. Juni auf dem "Warmenau Open Air Festival" in Schwenge zu sehen.