Bochum. Der Zahnarzt Gustav-Adolf Haarmann hat mit 65 eine zweite Karriere gestartet. Er war in Kasachstan im Auslandseinsatz.

In Dr. Dr. Gustav-Adolf Haarmann steckt die Erfahrung aus 65 Lebensjahren. Ein enormes Potenzial, das auch durch die Jahrzehnte lange Praxis in einer Praxis zustande gekommen ist. Haarmann hat als Zahnarzt, Spezialgebiet: Mund-, Gesichts- und Kiefernchirurgie, gearbeitet. Jetzt ist der Bochumer pensioniert und steckt wieder mitten drin im Berufsleben. Zumindest zeitweise. Der Rentner ist als Seniorexperte ein gefragter Mann. Zuletzt war er drei Wochen lang in Kasachstan im Einsatz.

Ein Gehalt bekam er dafür nicht, dafür aber die Gewissheit, etwas Gutes getan zu haben. „Ich habe dort Lehr-Operationen gemacht und Workshops an Schweineköpfen. Viel Theorie gehörte dazu”, sagt der Bochumer Zahnarzt. Er war in der kasachischen Hauptstadt Astana unterwegs, in einem Verbund von einigen zahnärztlichen Privatpraxen. Und er hat festgestellt: „Das Know-How ist schon da. Was fehlt, sind das Feinequipment, die Übung und das Management.” Im Gegensatz zu den Dörfern sei die Hauptstadt medizinisch schon ganz versorgt, zumindest in den Privatpraxen. „Auffallend ist zum Beispiel die gute Hygiene.” Aber den Zahnärzten dort fehle oftmals eine ordentliche Struktur. Ein OP-Plan oder ein richtiges Bestellsystem. Es war ein Abenteuer, auf das sich der Dentist eingelassen hatte. „Ich kannte nur meinen Einsatzort und mehr nicht.”

Über Presseberichte hatte er von der Bonner gemeinnützigen Gesellschaft „Senior Experten Service” (SES) erfahren. „Ich möchte in meinem Alter noch nicht die Hände in den Schoß legen und habe Interesse daran, mein Wissen weiterzugeben”, sagt Haarmann, der übrigens auch in einem Obdachlosen-Projekt in Hagen aktiv ist. Von SES wurde der Bochumer mit Kusshand in die Kartei aufgenommen. In allen möglichen Ländern weltweit halten sich SES-Repräsentanten auf, die Anfragen von dort ansässigen Firmen nach Bonn weiterleiten und so die Senior-Experten engagieren. Die jeweilige Organsiation zahlt Flug, Versicherung und Unterkunft – dafür bekommt sie deutsche Wertarbeit.

Gustav-Adolf Haarmann ist bereit für den nächsten Auslandseinsatz: „Mal sehen, was kommt.” In Kasachstan standen ihm zur Verständigung zwei Dolmetscher zur Seite. „In dem Land tut sich was, ich habe eine große Aufbruchstimmung erlebt”, sagt der Bochumer. „Allerdings stürmen sie dort häufiger auch los, ohne Regeln zu haben.” Senior-Experten müssen also nicht nur fachliches Know-How haben, sondern auch menschliches.

Weitere Einsätze

Die Bonner Organisation „Senior Experten Service” vermittelt ihre Experten nicht nur ins Ausland, auch deutsche Firmen und Einrichtungen sollen von dem Wissen der älteren Generation profitieren. Zurzeit ist beispielsweise ein Bochumer an einer Schule in Herne im Einsatz, andere Experten werden in der Wirtschaft eingesetzt. Weitere Infos im Internet: www.ses-bonn.de