Bochum. Das Schicksal von Familie Lill aus Bochum löst eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Besonders rührend ist, wie Kinder reagieren.
„Eigentlich haben wir ja alles“, sagt Stefan Lill. „Wir kommen nur nicht dran.“ Und deshalb standen er, seine Frau und die Kinder Felix und Pauline plötzlich mit nichts da, als sie am Sonntag, 7. Januar, mitten in der Nacht Hals über Kopf ihr Haus in Bochum-Linden verlassen mussten. Laut Stadt besteht Einsturzgefahr – betreten verboten! Seither wohnen die Lills bei einem Freund in Witten – und schöpfen angesichts der großen Hilfsbereitschaft ein bisschen Mut und Hoffnung.
Familie aus Bochum verliert ihr Zuhause: Große Anteilnahme macht etwas Mut
„Meine Frau hatte sofort bei Facebook einen Aufruf gestartet“, berichtet Lill, der sich mit einem Fahrradpannendienst selbstständig gemacht hat. Die Anteilnahme sei riesig gewesen. „Wir haben so viel Kleidung bekommen, die uns die Leute auch gebracht haben. Vor allem für die Kinder, aber auch für uns.“ Was auch dringend nötig war, denn den Lills blieben in besagter Nacht gerade einmal zehn Minuten, um ein paar Sachen zu packen und die Kinder ins Auto zu bringen. „Wir haben die Zahnbürsten eingepackt, Schuhe, für mich einen Satz Arbeitskleidung, das Wichtigste für die Kinder und sind dann sofort raus“, erinnert sich der 40-Jährige.
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Auch jetzt erhält die Familie noch Angebote. „Dabei haben wir es noch nicht mal geschafft, bisher alles zu sichten“, sagt Stefan Lill. Besonders rührend findet er, „dass viele Eltern ihre Kinder gefragt haben, welche Spielsachen sie entbehren können, um sie Felix und Pauline zu schicken. Da kam einiges zusammen“. Eine Kundin aus Dorsten habe selbst ein eigenes Netzwerk aufgebaut, um zu helfen, als sie vom Schicksal der Familie gehört hatte, berichtet Lill. Ein anderer biete ihnen Kellerräume an, um etwas abzustellen.
Familie Lill aus Bochum plant nun den Neuanfang
Vielleicht muss Lill sogar darauf zurückkommen. „Ich kriege jetzt eine Lieferung Fahrräder und weiß nicht, wohin damit. Das sind ja richtige Werte.“ Deshalb gelte es nun vor allem, eine neue Bleibe zu finden. Die Familie möchte in der Nähe bleiben, benötigt vier Zimmer. Allzu lange wolle man auch dem Freund in Witten nicht auf der Pelle hocken, sagt Stefan Lill.
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Die aktuelle Situation sei schon sehr emotional und mache allen zu schaffen. „Wenn meine Frau drei Tage durchweint, wirkt sich das auf unseren Sohn aus. Da liegen die Nerven dann schon mal blank.“ Auch finde man nur schwer in den Schlaf. „Letzte Nacht vielleicht für ein, zwei Stunden. Es gehen einem einfach zu viele Gedanken durch den Kopf.“
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Zum Beispiel, wie man jetzt einen Kita-Platz für Felix bekommen soll. „Wir wissen ja gar nicht, wo wir landen werden.“ Auch zwei Geburtstage stehen bald an: Pauline wird Ende Januar eins, Felix kurz darauf fünf. „Keine Ahnung, wo und wie wir feiern werden“, sagt Stefan Lill.
Kontakt zu Stefan Lill: 0177/ 666 11 21 und mail@stefanlill.de .