Bochum. Welche E

Wie die Gefühlslage im Bochum des ausgehenden Jahres 1923 gewesen sein mag, lässt sich ziemlich unverfälscht in den Zeitungen der damaligen Zeit nachlesen. Die Reparationsforderungen als Ergebnis des Versailler Vertrags sorgten insbesondere in den französisch besetzten Rheinprovinzen für eine gedrückte Stimmung. Das Jahr hatte für Bochum Tote und Verletzte gebracht, und die Inflation galoppierte. Doch auf den Anzeigenseiten und den damals noch sehr überschaubaren Lokalnachrichten spiegelte sich so etwas wie die Hoffnung auf Besserung der allgemeinen Lage.

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Wer sich also nicht auf einer der Weihnachtsfeiern oder sonstigen Darbietungen – das Stadttheater gab das „Tapfere Schneiderlein“, eher für die Jugend, und abends wurde das Schiller-Drama „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ aufgeführt – um tat, fand Zerstreuung anderswo. Etwa beim Boxen. Dieser Sport erfreute sich gerade in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts einer großen Beliebtheit. Oder beim Ringkampf: im neuen Operetten-Theater in der Rottstraße gab es eine Konkurrenz. Werbung: „Nur Ringer von Weltruf nehmen daran teil“.

Filme, die überall „Bombenerfolg“ hatten

Die Bochumer Kinos entführten in die Ferne, boten Zeit für Träume: Das Kino „Weltlichtspiele“ am Hauptbahnhof zeigte an beiden Feiertagen den Streifen „Aussonia genannt: Atlas, der Gewaltige“ oder der Streifen „Liebeslist und Lust“. In den Kammer-Lichtspielen ebenfalls in der Innenstadt liefen die Filme, „welche überall Bombenerfolg“ hatten, „Zwischen Flammen und Bestien“ und „Ihr Fehltritt“.

Wer nicht im Familienkreise feierte, ging vielleicht ins „Intime Theater“, Kortumstraße 10. Hier gab es am Heiligen Abend (!) ab 20 Uhr einen „Junggesellen-Weihnachts-Abend, mit großem Programm, gemeinschaftlichem Weihnachtsliedersingen sowie anderen künstlerischen Darbietungen.“ Oder die Menschen gingen zu einem der zahlreichen „Bälle“, die gefühlt in fast jeder größeren Gastronomie veranstaltet wurden.