Bochum. Nach der fristlosen Kündigung eines langjährigen Altenheim-Leiters in Bochum herrscht große Empörung. Die aktuelle Entwicklung und Forderungen.
„Das ist Rufmord!“: Empört reagieren Mitglieder der St.-Johannes-Kirchengemeinde auf die Entlassung des langjährigen Leiters des St.-Johannes-Stifts. „Wir fordern die Verantwortlichen auf, unverzüglich die angeblichen Gründe zu benennen und den unsäglichen Gerüchten ein Ende zu bereiten“, sagt eine Gruppe aktiver und ehemaliger Ehrenamtler in Bochum-Wiemelhausen, die das Gespräch mit der WAZ gesucht haben.
- Mehr als 26 Jahre hat er in seinem Job gearbeitet, nun wurde der Chef zweier Altenheime entlassen. Er zeigt sich „fassungslos“. Die Hintergründe.
Das St.-Johannes-Stift an der Borgholzstraße ist mit aktuell 180 Bewohnern das größte katholische Alten- und Pflegeheim im Bistum Essen. Zur gemeinsamen Betriebsgesellschaft gehört das St.-Joseph-Stift an der Klosterstraße mit 80 Heimplätzen. In beiden Häusern arbeiten knapp 300 Beschäftigte.
Altenheim-Leiter in Bochum gekündigt: Gründe gehörten „nicht in die Öffentlichkeit“
Nach mehr als 26 Jahren als Leiter des St.-Johannes-Stifts war Wilhelm Schulte, der zugleich Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft war, im Sommer gekündigt worden: fristlos, wie der 62-Jährige erklärt. Innerhalb einer Stunde habe er sein Büro räumen müssen. „Das war eine Bloßstellung.“ Konkrete Gründe seien ihm nicht genannt worden, auch nicht bei einem ersten, gescheiterten Gütetermin. Es sei lediglich der pauschale Vorwurf des Mobbings erhoben worden – den Schulte entschieden zurückweist.
Alexander Mauer, seit 2022 Direktor des Caritasverbandes Ruhr-Mitte, hat kurzfristig die Geschäftsführung der Betriebsgesellschaft übernommen. Auf WAZ-Anfrage wollte er sich Anfang Dezember nicht zu den Hintergründen der Trennung von Wilhelm Schulte äußern. Das gehöre „nicht in die Öffentlichkeit“.
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Gemeindemitglieder in Wiemelhausen: Schweigen ist „ein Skandal“
Da sind die Ehrenamtler im WAZ-Gespräch ganz anderer Meinung. Der Rausschmiss von Wilhelm Schulte sei bis heute das beherrschende Thema im Kirchviertel und darüber hinaus. „Wir alle kennen und schätzen Herrn Schulte seit vielen Jahren und sind tief verstört und wütend“, sagen die Seniorinnen und Senioren, die ihre Namen nicht veröffentlicht sehen wollen. „Viele fragen sich: Was ist im Johannes-Stift los? Niemand kann sich vorstellen, was Herr Schulte getan haben soll, um eine fristlose Kündigung zu rechtfertigen.“ Dass der neue Geschäftsführer schweige, sei „ein Skandal. Das gesamte Haus, vor allem aber Herr Schulte, leiden sehr darunter“.
Auf erneute WAZ-Anfrage bekräftigt Alexander Mauer mit Verweis auf das laufende Verfahren: „Ich werde auch weiterhin zur Sache nichts sagen.“ Damit wolle er sowohl das Haus als auch dessen Ex-Leiter schützen. „Diese Einschätzung überwiegt mit Abstand das Interesse einiger in Wiemelhausen, mehr erfahren zu wollen.“ Das Altenheim selbst leide nicht unter der aktuellen Situation, so Mauer. Hier gehe es „ruhig und sachorientiert voran“.
Vorsitzender des Fördervereins will sich „nicht einmischen“
Bedeckt hält sich der Förderverein des St.-Johannes-Stifts. Burkhard Wieseotte ist seit mehr als fünf Jahren Vorsitzender. Er sehe seine Hauptaufgabe darin, sich für die Bewohnerinnen und Bewohner einzusetzen. Zwar sei auch er überrascht gewesen, dass der Heimleiter entlassen wurde. „Die Gründe wurden mir aber nicht mitgeteilt. Ich bin auch nicht dazu da, mich in personelle Fragen einzumischen“, so Wieseotte. Von einer größeren Unruhe im Heim sei ihm nichts bekannt.
Die gebe es sehr wohl, betonen die Ehrenamtler. Nicht nur Bewohner, sondern auch Mitarbeiter seien „fassungslos und geschockt“. Wenn es Mobbing gegeben habe, „dann nicht vom Heimleiter, sondern vom neuen Geschäftsführer“.