Bochum. Mehr als 26 Jahre hat er in seinem Job gearbeitet, nun wurde der Chef zweier Altenheime entlassen. Er zeigt sich „fassungslos“. Die Hintergründe.

„Ich musste innerhalb einer Stunde mein Büro verlassen. Das war eine Bloßstellung“: Wilhelm Schulte zeigt sich „fassungslos“. Der langjährige Geschäftsführer der Bochumer Seniorenheime St. Johannes und St. Joseph wehrt sich gegen seine fristlose Kündigung. „Die Gründe kenne ich bis heute nicht“, sagt der 62-Jährige auf WAZ-Anfrage.

Fristlose Kündigung: 62-Jähriger war Heimleiter und Geschäftsführer

Das St.-Johannes-Stift an der Borgholzstraße ist mit aktuell 180 Bewohnern das größte katholische Alten- und Pflegeheim im Bistum Essen. Zur gemeinsamen Betriebsgesellschaft gehört das St.-Joseph-Stift an der Klosterstraße mit 80 Heimplätzen. In beiden Häusern arbeiten 296 Beschäftigte und 22 Auszubildende von anderen Trägern, die zeitweise im Einsatz sind.

Auch interessant

Wilhelm Schulte war mehr als 26 Jahre Heimleiter im St.-Johannes-Stift und zugleich Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft. Wie erst jetzt bekannt wurde, musste er im vergangenen Sommer seinen Stuhl räumen.

„Hier brodelt die Gerüchteküche“, heißt es in Wiemelhausen

Was zu der Kündigung geführt hat, ist Gegenstand mancherlei Mutmaßungen. „Hier in Wiemelhausen und in der Kirchengemeinde brodelt die Gerüchteküche“, schildert ein WAZ-Leser. Von Mobbing und einem Hausverbot sei die Rede.

„Es ist schon erstaunlich, was im Umfeld des Hauses alles an Unwahrheiten geredet wird. Das geht bis zur Rufschädigung“, entgegnet Alexander Mauer, Direktor der Caritasverbandes Ruhr-Mitte. Er hat kurzfristig die Geschäftsführung der St.-Johannes- und St.-Joseph-Betriebsgesellschaft übernommen.

Kein Hausverbot: Ex-Chef darf seine Mutter im Heim besuchen

Im Gespräch mit der WAZ bestätigt Mauer die fristlose Kündigung seines Vorgängers, die im Juli ausgesprochen worden sei. Zu den Hintergründen des Rausschmisses „will und darf“ er sich nicht äußern. Das gehöre „nicht in die Öffentlichkeit“. Mauer verweist zudem auf ein noch nicht abgeschlossenes Güteverfahren unter dem Dach des Bistums. Daran könnte sich eine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht anschließen.

Grundsätzlich sei man „an einer Einigung interessiert“, so Mauer. Falsch sei die Information, Schulte habe Hausverbot. Seine Mutter wohnt im St.-Johannes-Stift. „Selbstverständlich darf er sie gerne weiterhin besuchen. Nur den Verwaltungsbereich darf er nicht betreten“, erklärt Alexander Mauer.

Caritas-Chef Alexander Mauer hat die Geschäftsführung der Betriebsgesellschaft der beiden Bochumer Altenheime übernommen.
Caritas-Chef Alexander Mauer hat die Geschäftsführung der Betriebsgesellschaft der beiden Bochumer Altenheime übernommen. © FFS

Leiterin des St.-Joseph-Stifts führt Johannes-Heim mit

Wilhelm Schulte weist sämtliche Vorwürfe, auch und gerade den Verdacht auf Mobbing, entschieden zurück. „Ich habe in all den Jahren immer treu meinen Dienst geleistet, habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen und war sogar sonntags regelmäßig im Heim“, sagt der Wattenscheider. Für eine Kündigung gebe es keinerlei Anlass. „Ich kann bis heute nicht fassen, was man mit mir gemacht hat. Ich bin maßlos enttäuscht.“

Die Betreibergesellschaft hat derweil reagiert. Das St.-Johannes-Stift wird kommissarisch von der Leiterin des St.-Joseph-Stiftes mitgeführt. „Wir versuchen derzeit, die Stelle neu zu besetzen. Aber das ist alles andere als einfach“, so Alexander Mauer.

Caritas-Chef will wieder Ruhe in den Heimalltag bringen

Auch die Geschäftsführung beider Häuser sei für ihn nur auf Zeit zu leisten. „Bis auf Weiteres werde ich aber auch diese Aufgabe wahrnehmen“, kündigt der Caritas-Chef an. Es gelte, wieder Ruhe in den Heimalltag zu bringen, ganz so, wie das Johannes-Stift in seiner Werbung verspricht: „Wir sind bestrebt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Sie hier Ihren Lebensabend in Geborgenheit und nach Ihren Wünschen und Neigungen verbringen können.“