Bochum. Ein 60-jähriger Manager hat eine Darmkrebs-Erkrankung überstanden. Wie er mit der Diagnose umgegangen ist – und wovor Ärzte in Bochum warnen.

„Warum ich?“ Immer wieder diese eine Frage: „Warum ich?“ Günter Funk hat keine Antwort. Nur eine Gewissheit und eine Mission. Seine positive Einstellung zum Leben habe nach seiner Darmkrebs-Diagnose wesentlich zu seinem Überleben beigetragen, sagt er. Und: „Gehen Sie zur Früherkennung!“

Von schweren Erkrankungen ist der promovierte Ingenieur bisher verschont geblieben, als er im Frühjahr 2021 zufällig Blut in seinem Stuhl entdeckt. Daheim in Wetter lässt er eine Darmspiegelung (Koloskopie) vornehmen. Die Diagnose bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium.

Diagnose Darmkrebs: „Man braucht etwas Sinnstiftendes“

Im Juni 2021 wird Günter Funk im Bochumer St.-Josef-Hospital operiert. Die Klinik ist als zertifiziertes Darmzentrum Ruhr auf diese Eingriffe spezialisiert. „Der Tumor war vier Zentimeter groß und aus der Darmwand herausgewachsen. Auch die Lymphknoten waren schon befallen“, berichtet Prof. Anke Reinacher-Schick, Direktorin der Hämatologie und Onkologie in der Bochumer Uni-Klinik. Glück im Unglück: Der Tumor hatte sich im unteren Darmbereich gebildet – und sich durch das Blut im Stuhl entsprechend früh gezeigt. Bei einem Tumor weiter oben hätte es für den Patienten womöglich zu spät sein können.

Der Operation schließt sich eine fünfmonatige Chemotherapie an. Während dieser Zeit trägt Günter Funk einen künstlichen Darmausgang. Mehr als zwei Jahre ist das jetzt her. „Warum ich?“: Diese Frage stelle er sich mitunter bis heute, sagt der 60-Jährige. Doch psychisch habe er alles gut überstanden. Seine Familie und sein Beruf als Qualitätsmanager im Kfz-Gewerbe habe ihm Kraft gegeben: „Man braucht etwas Positives und Sinnstiftendes, um in dunklen Tagen die Zuversicht nicht zu verlieren. Das hat mir aus dem Loch herausgeholfen.“

Professorin warnt: Erste Symptome unbedingt abklären lassen

Auch medizinisch sei alles zufriedenstellend, sagt Anke Reinacher-Schick. Alle sechs Monate kommt Günter Funk zur Nachsorge nach Bochum: bislang ohne Auffälligkeiten. „Nach drei Jahren gilt man als geheilt. Es scheint so, als sei ich dem Teufel gerade noch mal von der Schippe gesprungen“, meint Funk.

Das ist längst nicht immer so. „Bis zum Jahr 2030 wird Darmkrebs bei Menschen unter 50 Jahren die führende krebsbedingte Todesursache sein“, warnt Anke Reinacher-Schick. Entsprechend wichtig sei es, erste Symptome wie Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit sowie Stuhlveränderungen mit einem Wechsel aus Durchfall und Verstopfung ernst zu nehmen und beim Hausarzt abklären zu lassen.

Bei einer Darmspiegelung (hier ein Modell) können schon minimale Vorstufen eines Tumors entdeckt und entfernt werden.
Bei einer Darmspiegelung (hier ein Modell) können schon minimale Vorstufen eines Tumors entdeckt und entfernt werden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Jüngster Darmkrebs-Toter in Bochumer Uni-Klinik war erst 28 Jahre

Eine sichere Früherkennung bietet die Darmspiegelung. Männer können sie ab dem 50., Frauen ab dem 55. Lebensjahr als Kassenleistung kostenlos in Anspruch nehmen. Aktuell beklagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock bei der Darm-Vorsorge in Bochum einen Rückgang um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Dabei hat die Koloskopie Hunderttausenden das Leben gerettet, auch, weil dabei entdeckte Polypen als Vorstufen eines Tumors direkt entfernt werden“, sagt Anke Reinacher-Schick.

Dringend rät sie auch schon jüngeren Menschen bei entsprechenden Warnsignalen zu einer Spiegelung. „Wir sehen hier, dass die Zahl der unter 40-Jährigen mit Darmkrebs in erschreckender Weise steigt.“ Allzu häufig werde ein Reizdarm vermutet, obwohl sich bereits ein Tumor ausbreitet. Erst kürzlich wurde in der Bochumer Klinik der jüngste Darmkrebs-Tote beklagt: Er war erst 28 Jahre alt.