Bochum-Stiepel. Um eine Baustelle in Witten zu umfahren, fahren mehr Autos und Lkw über eine Nebenstraße in Bochum-Stiepel. Stadt und Polizei wollen reagieren.
Die Anwohner der Hevener Straße in Bochum-Stiepel gehen langsam auf die Barrikaden: Ohnehin wird „ihre“ Straße gern genutzt, um schnell zum Kemnader See oder zur Autobahn 43 in Witten-Heven zu gelangen. Doch jetzt hat der Verkehr noch einmal deutlich zugenommen, weil die Wittener Straße im Hammertal auf Wittener Stadtgebiet seit Jahresbeginn in eine Richtung (Herbede) gesperrt ist. Gesamtdauer der Baustelle: vermutlich 18 Monate.
Wegen Baustelle in Witten: Mehr Verkehr in Bochum-Stiepel
Eine Stunde habe er am 26. April, einem Mittwoch, mit nach eigenen Angaben 42 Anwohnern an der Hevener Straße oberhalb vom Golfplatz verbracht, erzählt Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD). Seitdem könne er verstehen, warum die Leute dort so genervt seien. Auch er hält die aktuelle Situation auf der Hevener Straße für „nicht akzeptabel“.
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„Während der Begegnung vor Hausnummer 65 gab es keine Pause von Fahrzeugen“, berichtet Breitkopf, alle seien in Richtung Kemnader See unterwegs gewesen, fast alle Fahrzeuge hätten ein Kennzeichen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis gehabt. „Obwohl in der Straße keine Buslinie verkehrt, fuhren Busse durch. Auch zwei Auflieger-Lkw passierten die Stelle, beide deutlich über 7,5 Tonnen. Für diese Fahrzeuge besteht jetzt schon ein Durchfahrt-Verbot.“
Für Breitkopf liegt das Hauptproblem in der offiziellen Umleitungsempfehlung für die Baustelle in Witten. Diese sei 18 Kilometer lang. „Die Autofahrerinnen und -fahrer benutzen diese Strecke jedoch nicht, sondern fahren lieber an der Kreuzung Wittener Straße/Blankensteiner Straße/Sprockhöveler Straße/ Kemnader Straße auf die Kemnader Straße. So gelangen sie auf die Hevener Straße nach ca. 3,8 Kilometern zur Auffahrt auf die A 43.“
Hevener Straße in Bochum-Stiepel: Anwohnerin hat nur einen Wunsch
Die Wünsche der Anwohner haben SPD und Grüne in der Bezirksvertretung Bochum-Süd nun in einer Anfrage an die Verwaltung formuliert: Tempo 30 auf der gesamten Hevener Straße, eine Beschränkung des Gewichts der Fahrzeuge auf 3,5 Tonnen und verstärkte Kontrollen.
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Für diese plädiert auch Brigitte V., die etwa in der Mitte der Hevener Straße wohnt. Ihr gehört der Hof, der am Straßenrand mit vielen rot-weißen Markierungen versehen ist. Als Warnung, dass es hier, wo noch Kopfsteinpflaster liegt, doch ziemlich eng und schlecht einsehbar ist. „Das interessiert aber kaum jemanden“, klagt V.. „Die heizen hier trotzdem her.“
Dass die Hevener Straße eine beliebte Durchgangsstraße sei, könne sie nicht ändern. „Mir würde schon genügen, wenn hier langsam gefahren würde“, sagt Brigitte V.. Seit 40 Jahren kämpfe sie schon dafür, habe um Kontrollen gebettelt – „bis heute vergebens.“
Jetzt aber sei die Lage so schlimm wie noch nie. Der Verkehr habe sich nicht verdoppelt, „sondern vervielfacht“. Morgens um 7.30/8 Uhr und nachmittags so gegen 16 Uhr gehe dort gar nichts. „Da kommt man kaum aus der Einfahrt. Und wenn man angemessen fährt, wird man noch beschimpft.“
Bürgerversammlung nach den Sommerferien
Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) hält eine Ausschilderung „Keine Durchfahrt zur Autobahn für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen“ an der Steinenhaus-Kreuzung im Hammertal für sinnvoll. Auch ein Gespräch mit dem Bauträger der Maßnahme über die Ausschilderung der Umleitung (18 Kilometer Umweg) und die Dauer müsse stattfinden. „Es kann nicht sein, dass eine so umfangreiche Straßensperrung ohne Beteiligung der Stadt Bochum erfolgt.“
Breitkopf hat den Anwohnern der Hevener Straße eine Bürgerversammlung nach den Sommerferien in der Gräfin-Imma-Schule zugesagt. Von Wittener Seite soll es bereits am 6. Juni eine Versammlung zur Verkehrssituation geben.
Vielleicht finden Brigitte V. und die anderen Anwohner der Hevener Straße ja jetzt Gehör. „Das Geschwindigkeitsniveau im Bereich der Wohnbebauung wird demnächst im Rahmen einer objektiven Messung mit dem Seitenradarmessgerät überprüft“, kündigt Polizeisprecherin Mirella Turrek an. Und zwar eine Woche lang, rund um die Uhr. Gegebenenfalls würden dann in der Folge Maßnahmen getroffen. Dabei wolle man auch den Lkw-Verkehr im Blick haben.
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Aus dem Rathaus heißt es, man beobachte die Verkehrssituation, insbesondere die Verkehrsmenge und die Geschwindigkeiten. „Nach Auswertung der Daten wird geprüft, welche verkehrsrechtlichen Maßnahmen wirksam und gleichzeitig auch kontrollierbar sind“, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger mit.
Aktuell werde ein Konzept zu einer dauerhaften Geschwindigkeitsreduzierung auf der Hevener Straße erarbeitet, speziell im „angebauten Bereich“. Sprenger: „Wir brauchen dafür aber bauliche Veränderungen. Daher wird es noch etwas dauern.“