Bochum. IG Metall erhöht mit Warnstreik Druck auf die Stahlarbeitgeber. Was das für die Produktion von Doncasters und Thyssenkrupp in Bochum bedeutet.
In drei großen Bochumer Stahlbetrieben ruht am Donnerstag, 7. Dezember, für mehrere Stunden die Arbeit. Die IG Metall Ruhrgebiet hat zum Warnstreik und zur Teilnahme an einer Kundgebung in Dortmund aufgerufen. Etwa 800 Stahlarbeiter allein aus Bochum werden dazu erwartet. Sie werden gemeinsam mit Bussen der IG Metall zum Veranstaltungsort fahren.
Thyssenkrupp- und Doncasters-Beschäftigte sind zum Warnstreik aufgerufen
Die Beschäftigten von Früh- und Mittagsschicht der beiden Standorte von Thyssenkrupp Steel (TKS) Europe AG an der Essener Straße und an der Castroper Straße sowie der Doncasters Precision Castings-Bochum GmbH (Bessemer Straße) sind aufgerufen, sich an der Arbeitsniederlegung zu beteiligen. Sie werden mit Bussen zur Demo nach Dortmund gebracht. Die gemeinsame Warnstreikkundgebung aller Betriebe beginnt um 11.55 Uhr vor der Hauptverwaltung von Thyssenkrupp Steel Europe in Dortmund.
Auf dem Podium dort mit dabei sein wird Engin Karakurt, frischgewählter stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender von TKS und Betriebsratschef des Standorts Bochum, Essener Straße, mit seinen knapp 2000 Beschäftigten. Seine Botschaft ist klar: „Was die Arbeitgeber uns bisher angeboten haben, ist eine Unverschämtheit.“ Er macht keinen Hehl daraus, dass für ihn vor allem die Forderung nach anderen Arbeitszeitmodellen (siehe weiter unten) ein wesentlicher Baustein eines neuen Tarifvertrags sein werden.
Bis zu 200 Doncasters-Mitarbeiter sind in Dortmund dabei
Allein schon deshalb seien die Belegschaften der beiden Thyssenkrupp-Werke zur Teilnahme aufgerufen. Insgesamt zehn Busse werden sich gegen 10.30 Uhr auf den Weg in die Nachbarstadt machen. „Sowohl im Kaltwalzwerk, an der Warmbrandstraße und der Castroper Straße mit seinen Stahlbearbeitungsanlagen wird die Produktion zwischen 10 und 15 Uhr stillstehen.“
Bis zu 200 von etwa 550 Beschäftigten werden aus dem Doncasters-Werk an der Bessemer Straße in Dortmund erwartet. Am Standort Bochum stellt das britische Unternehmen Schaufeln für Turbinen u.a. für die Luft- und Raumfahrt her. Nach einem Beschäftigungsabbau in früheren Jahren „sind wir jetzt dabei, wieder Stellen aufzubauen“, so Betriebsratsvorsitzender Dirk Stüter. Ein deutlicher Anstieg des Lohnniveaus und Fortschritte bei der Arbeitszeit sind auch aus Sicht der Doncasters-Belegschaft die zentralen Themen der aktuellen Tarifauseinandersetzung.
IG Metall fordert 8,5 Prozent Lohn mehr, Unternehmen bieten 3,1 Prozent
In Dortmund will die Gewerkschaft Druck in der laufenden Tarifauseinandersetzung aufbauen. Sie fordert für die Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie etwa eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlung vor zehn Tagen eine Entgelterhöhung von 3,1 Prozent für 15 Monate angeboten.
Knackpunkt könnte die 32-Stunden-Woche sein
„Die Beschäftigten erwarten völlig zu Recht einen Ausgleich für die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten und eine deutliche und dauerhafte Erhöhung der Einkommen“, sagt Ulrike Hölter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte. Das Angebot der Arbeitgeber spiegele die ungewöhnliche Belastung der Beschäftigten durch die hohe Inflation nicht angemessen wider und sei unzureichend.
Als Knackpunkt könnte sich vor allem der Einstieg in die 32-Stunden-Woche erweisen. Doch der ist aus Sicht der Gewerkschaft zwingend notwendig. Angesichts der Transformation der Stahlproduktion gehe es um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Die IG Metall befürchtet einen Verlust von Jobs durch den Technologiewechsel.