Bochum. „Toto & Harry“ zählen bis heute zu Deutschlands bekanntesten Polizisten. In dieser Woche geht Kultcop Toto in Rente. Was macht eigentlich Harry?
Bis zu vier Millionen Menschen schauten zu, wenn „Toto & Harry“ zwischen 2001 und 2009 bei Sat.1 in Bochum auf Streife gingen. Jetzt tritt einer der bundesweit bis heute bekanntesten Polizisten ab. Torsten „Toto“ Heim ist seit dieser Woche Rentner. „Ich freu’ mich auf den Ruhestand“, sagt der „Kultcop“.
Am Samstag (24. Februar) feiert der Hauptkommissar seinen 61. Geburtstag. Nach mehr als 42 Dienstjahren, davon 35 Jahre im Wach- und Wechseldienst, hängt er die Uniform an den Nagel. Am Donnerstag war seine letzte Schicht in der Wache Südost an der Universitätsstraße.
„Toto & Harry“: Bochumer Polizist wird bis heute häufig erkannt
„Wir sind in Bochum, hier herrschen Recht und Ordnung!“ So begann jede Folge von „Toto & Harry“. Die Doku-Soap lebte vom spannenden, mitunter skurrilen Polizeialltag zwischen Verkehrsunfällen, Ladendieben und Nachbarschaftsstreitigkeiten – vor allem aber von den beiden Protagonisten, die von einem Kamerateam begleitet wurden. 2014 schickte Kabel Eins „Die Zwei vom Polizeirevier“ erneut in Serie – diesmal als „Kultcops im Ausland“ mit Reportagereisen rund um die Welt. Später produzierte Heim noch den RTL-„Blaulichtreport“.
Nichts war gespielt, alles war authentisch, betonen Torsten Heim und sein langjähriger Streifen-Partner Thomas „Harry“ Weinkauf. „Ich war und bin Polizist mit Leib und Seele. Mein Beruf ist auch Berufung. Das merken die Menschen“, sagt Toto – und haben es offenbar nicht vergessen: „Bei der Arbeit wurde ich ganz oft erkannt.“
Hauptkommissar: TV-Serie war bei der Polizei immer ein Politikum
Wie bekannt das Duo noch immer ist, zeigt sich nicht zuletzt bei den Heimspielen des VfL Bochum. Sobald sich gegnerische Fans dem Vonovia Ruhrstadion und dem dortigen Polizeiaufgebot nähern, wird zuverlässig „Toto und Harry!“ skandiert.
Alles eitel Sonnenschein? Keineswegs. „Ich bin nicht einfach“, sagt Torsten Heim. Im Kollegenkreis habe es manche Neider gegeben, die argwöhnten, dass sich Toto & Harry allzu ausgiebig im TV-Ruhm sonnten und sogar finanziell davon profitierten. „,Toto & Harry war hier immer auch ein Politikum. Dabei haben wir immer alles ehrenamtlich gemacht.“
Neues Buch löste dienstrechtliche Prüfung aus
Regelmäßig eckte Heim mit Vorgesetzten an. Etwa 2020, als nach einer Rede bei einem Truckertreffen mit umstrittenen Aussagen über Ausländer und Kriminalität ein internes Verfahren eingeleitet wurde. „Ergebnislos“, wie Heim bekräftigt. Es blieb bei einer „Missbilligung“.
Richtig Krach gab es 2022. Sein Buch „Vom Leben und vom Überleben“ gleicht einer Abrechnung. Heim prangert „hinterhältige Intrigen“ und „anonymes Mobbing“ im Präsidium an. Es habe auch Morddrohungen gegeben. Eine dienstrechtliche Prüfung blieb ohne Konsequenzen: Die Aussagen seien vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt, hieß es Ende vergangenen Jahres.
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![„Die Zwei vom Polizei-Revier“: Thorsten „Toto“ Heim (li.) und Thomas „Harry“ Weinkauf auf einer Aufnahme von 2005. „Die Zwei vom Polizei-Revier“: Thorsten „Toto“ Heim (li.) und Thomas „Harry“ Weinkauf auf einer Aufnahme von 2005.](https://img.sparknews.funkemedien.de/233144687/233144687_1629962640_v1_1_200.jpeg)
Verhältnis zu Harry hat sich wieder gebessert
„Ich bin offen und geradeaus und halte bei Kollegen mit meiner Meinung nicht hinterm Berg“, sagt Torsten Heim. Mit den Bochumerinnen und Bochumern sei er stets „super klargekommen“, sagt Toto, der nach einer schweren Herz- und Gallen-OP 2020 wieder ohne Einschränkungen Streife fahren konnte.
In der Wache Südost traf er bis zuletzt regelmäßig Thomas „Harry“ Weinkauf. Als Bezirksbeamter („Dorfsheriff“ genannt) ist der 58-Jährige für Altenbochum zuständig. Direkt arbeiten Toto und Harry schon seit gut zehn Jahren nicht mehr zusammen. „Ja, es gab mal Reibereien. Aber inzwischen haben wir wieder ein gutes und kollegiales Verhältnis“, so Torsten Heim.
Engagement für karitative Stiftungen will Torsten Heim fortsetzen
Versöhnlich fällt auch sein Rückblick auf den Polizeidienst aus. Bei einer Schlägerei hatte er in den 80er Jahren „fast ein Messer im Rücken. Die Schutzweste hat mir das Leben gerettet“. Bei tausenden weiteren Einsätzen blieb er körperlich unversehrt. „Es ist ein großes Glück, dass ich einigermaßen gesund meine Pension antreten kann.“
Den Ruhestand will er nutzen, um „erstmal Luft zu holen“ und ausgiebig mit dem Rad unterwegs sein, sich dann aber verstärkt um seine karitativen Aufgaben zu kümmern. Heim engagiert sich unter anderem für die Deutsche Kinderhospiz- und Familienstiftung mit Sitz in Bochums Partnerstadt Nordhausen (Thüringen) und die Stiftung des niederländischen Song-Poeten Herman van Veen für behinderte und benachteiligte Kinder. Auch ein Hörbuch mit neuen Episoden aus seinem Polizeialltag sei in Planung, sagt der Bald-Pensionär.
![Der Einsatz für karitative Organisationen ist Torsten Heim (Mitte) wichtig. Hier unterstützt er den Verein „Vielfalt“ mit Rainer Burg (li.) und Anton Preissig, die sich für den Ausbau der palliativen Versorgung daheim stark machen. Der Einsatz für karitative Organisationen ist Torsten Heim (Mitte) wichtig. Hier unterstützt er den Verein „Vielfalt“ mit Rainer Burg (li.) und Anton Preissig, die sich für den Ausbau der palliativen Versorgung daheim stark machen.](https://img.sparknews.funkemedien.de/240732296/240732296_1708681346_v16_9_1200.jpeg)
Offerten für „Dschungelcamp“ und „Promi Big Brother“
Zwei Offerten will Toto auch künftig eine Absage erteilen. Mehrfach haben er das Angebot erhalten, bei den TV-Formaten „Dschungelcamp“ und „Promi Big Brothers“ an den Start zu gehen. „Ich habe immer abgelehnt. Das ist definitiv nicht meine Welt.“
Die liegt für Torsten Heim am Niederrhein, in Kempen, wohin er mit seiner Lebensgefährtin gezogen ist. „Herrlich, diese Ruhe!“ Perfekt für den Ruhestand.