Bochum. Auch in Bochum hat es am Donnerstag eine Razzia im Zusammenhang mit dem Hamas- und Samidoun-Verbot gegeben. Eindrücke aus der Nachbarschaft.

In den frühen Morgenstunden rückt die Polizei bei mutmaßlichen Anhängern der Hamas und des Netzwerks Samidoun an: Drei Wochen nach dem Betätigungsverbot für beide Organisationen sind am Donnerstagmorgen, 23. November, 15 Objekte bundesweit durchsucht worden – darunter auch ein Haus in Bochum.

In der ruhigen Wohnsiedlung im Bochumer Süden stehen auch am Vormittag noch ein halbes Dutzend Mannschaftswagen und Transporter der Polizei am Straßenrand. Beamte betreten das Haus, andere verlassen es, viel zu sehen gibt es hier nicht. Um kurz nach 10 Uhr geht ein Diensthundeführer mit seinem Hund in das Gebäude.

Razzia in beschaulichem Wohnviertel: „Schon ein komisches Gefühl“

Die Einsatzfahrzeuge der Polizei sind unübersehbar in dem Wohnviertel. Am frühen Donnerstagmorgen ist im Zusammenhang mit dem Verbot der Hamas und des Netzwerks Samidoun ein Haus im Bochumer Süden durchsucht worden.
Die Einsatzfahrzeuge der Polizei sind unübersehbar in dem Wohnviertel. Am frühen Donnerstagmorgen ist im Zusammenhang mit dem Verbot der Hamas und des Netzwerks Samidoun ein Haus im Bochumer Süden durchsucht worden. © dpa | Markus Gayk

Die Straße unweit der Diskothek „Zeche“ ist ein beschauliches Wohnviertel, einige Einfamilienhäuser am Anfang, danach Mehrfamilienhäuser, Weihnachtsdeko an den Haustüren, irgendwo in der Nachbarschaft kräht immer wieder ein Hahn. Auch das Haus, in dem die Razzia stattgefunden hat, ist auf den ersten Blick unscheinbar: grau gestrichen, Photovoltaikanlage auf dem Dach. Allein das Tor zum Vorgarten und die mannshohe Hecke heben sich vom Rest der Siedlung etwas ab.

In der Nachbarschaft hat sich die Nachricht von der Razzia schnell herumgesprochen. Die Familie lebe schon lange in dem Haus, erzählen Nachbarinnen, unauffällig sei sie gewesen, „die haben gegrüßt, waren immer freundlich“, die Kinder hätten hinter den Häusern gespielt. Als sie in der Frühe um kurz nach 6 Uhr aus dem Fenster schaute und draußen Spezialeinsatzkräfte mit Sturmhauben gesehen habe, da sei das „schon ein komisches Gefühl“ gewesen, sagt eine Frau.

NRW-Innenminister Reul: „Darf nur der Anfang sein“

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht in den Razzien einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Strukturen der islamistischen Organisationen. „Islamisten haben die Härte des Rechtsstaates zu spüren bekommen – und das darf nur der Anfang sein im Kampf gegen Hamas und Samidoun“, sagte Reul auf dpa-Anfrage. „Die Durchsuchungen werden uns helfen, weitere Strukturen und Akteure in der Hass-Community der Islamisten und Antisemiten aufzuhellen.“

Schwerpunkt der bundesweiten Razzien war Berlin; allein dort gab es elf Durchsuchungen. In NRW wurde jeweils eine Wohnung in Bochum und Münster durchsucht, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. (mit dpa)