Bochum-Gerthe. Heute gehört Mario Barth zu den Topstars. Was kaum einer weiß: Fast unbekannt spielte er einst vor wenigen Leuten im Zauberkasten in Bochum.

„Kennste? Kennste? Kennste?“: Mit vielen flachen Witzen und einigen echten Schenkelklopfern füllt der Comedian Mario Barth seit Jahren die großen Hallen und sogar das Berliner Olympiastadion. Doch auch der erfolgreichste Komiker fing mal klein an: Zu Beginn der 2000er Jahre noch weitgehend unbekannt, spielte Barth sein erstes Programm „Männer sind Schweine, Frauen aber auch“ im Zauberkasten in Bochum – vor nur einer Handvoll Leute.

Schon Mario Barth rockte den kleinen Zauberkasten in Bochum

An den berühmten Gast erinnern sich die beiden Betreiber der Gerther Kleinkunstbühne noch immer gern: „Das war ein wirklich netter Kerl“, sagt Angelika, die gemeinsam mit ihrem Mann Robinson jetzt auf das 30-jährige Bestehen des Zauberkastens anstößt. Beide wollen nur ihre Vornamen in der Zeitung lesen.

Schon häufig hat sich das kleine Theater im Kulturmagazin Lothringen als Talentschuppen erwiesen. Schauspielerin Isabell Varell war hier in jungen Jahren ebenso zu Gast wie die heute ziemlich angesagte Kabarettistin Anny Hartmann. Bernhard Hoëcker gehört schon lange zu den guten Freunden des Hauses (und gratulierte jetzt persönlich zum 30-Jährigen). Auch die Radio-Impro „Copacabana“ wurde im Zauberkasten aus der Taufe gehoben.

Angelika und Robinson leiten die Comedybühne „Zauberkasten“ im Kulturmagazin in Bochum-Gerthe.
Angelika und Robinson leiten die Comedybühne „Zauberkasten“ im Kulturmagazin in Bochum-Gerthe. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Megastar Barth war insgesamt dreimal in Gerthe zu Gast, ehe ihn dann der Rest von Deutschland entdeckte. Sein erster Auftritt bleibt für Zauberkasten-Chefin Angelika unvergessen: „Er war an dem Abend einer von drei Comedians, die jeweils eine halbe Stunde hier aufgetreten sind“, erzählt sie. „Achim Knorr und John Doll waren dabei. Und eben Mario.“ Schon damals habe sie bei seinem Auftritt nicht schlecht gestaunt: „Ich habe nur gedacht: Poah, der geht noch steil! Eine solche Energie und Bühnenpräsenz habe ich selten erlebt.“

Neben Comedy gibt es auch Kindergeburtstage und andere Feiern

Und so kam es dann: Barth eroberte die großen Säle. Alle Versuche, ihn für einen weiteren Auftritt in Gerthe zu gewinnen, seien gescheitert: „Wir sind gar nicht mehr an sein Management ‘rangekommen, aber bei uns war er richtig nett.“

Dabei ist es gerade die intime, gemütliche Atmosphäre, die die Besucher am Zauberkasten besonders schätzen. Maximal 80 Zuschauer finden hier Platz, sie sitzen traditionell nicht in engen Stuhlreihen, sondern bequem an Tischen. Neben den regelmäßigen Comedyveranstaltungen, die etwa dreimal pro Woche stattfinden, werden auch Kindergeburtstage und diverse Feiern hier durchgeführt. „Wir sind ein reines Privattheater, das keine öffentlichen Zuschüsse erhält“, sagt Angelika. „Reich werden wir damit bestimmt nicht, aber es hat noch immer irgendwie geklappt.“

Ein Bild aus frühen Tagen: „Magic Nikolaus“ war eines der ersten Programme, das die Zauberkasten-Betreiber selbst entwickelten. Mit dabei (von links): Christoph, Angelika, Robinson und der inzwischen verstorbene Klaus Bödecker, einer der Gründerväter der kleinen Bühne.
Ein Bild aus frühen Tagen: „Magic Nikolaus“ war eines der ersten Programme, das die Zauberkasten-Betreiber selbst entwickelten. Mit dabei (von links): Christoph, Angelika, Robinson und der inzwischen verstorbene Klaus Bödecker, einer der Gründerväter der kleinen Bühne. © Zauberkasten

So sah es wohl auch Zauberer Robinson, der vor 30 Jahren gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Heinz Bödecker zu den Gründervätern des Zauberkastens gehörte. Robinson arbeitete als Vermessungstechniker bei Krupp, die Zauberei war stets sein liebstes Hobby. Als sich die Anfragen für Auftritte häuften, beschloss er, sich selbstständig zu machen.

Barrierefrei erreichbar ist der Zauberkasten weiterhin nicht

„Damals war das Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Lothringen gerade zum Kulturzentrum umgebaut worden. „Oben im zweiten Stock war noch ein Raum frei. So nahm alles seinen Lauf“, erzählt Angelika. Beide sind seit fast 19 Jahren verheiratet.

Die schöne Lage des Zauberkastens unter dem Dach des Kulturmagazins ist indes ein großes Problem: Denn barrierefrei erreichbar ist die Bühne noch immer nicht. Wer sie besuchen will, muss eine stattliche Treppe hinauf. „Es gab immer mal wieder Pläne für einen Fahrstuhl, aber das scheiterte bislang wohl aus Kostengründen“, bedauert Angelika. Dennoch: Glückwunsch zum 30-Jährigen!