Bochum. Vor über sieben Jahren verloren 580 Beschäftigte von Wollschläger in Bochum ihren Job. Insolvenz. Millionen schuldet die Firma den Gläubigern.

Mehr als sieben Jahre nach der Insolvenz des Bochumer Handelshauses Wollschläger scheint Bewegung in den Fall zu kommen. Aller Voraussicht nach werden die Gläubiger des mit vielen Millionen Euro Schulden untergegangenen Unternehmens eine Abschlagzahlung erhalten.

Gläubiger von Wollschläger dürfen auf Abschlagzahlung hoffen

„Wir sind dabei, alle Verfahren zum Abschluss zu bringen“, sagt Thomas Feldmann, der Sprecher des Insolvenzverwalters Dirk Andres. Das werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zu Details, wie der Anzahl der Gläubiger und der Höhe ihrer Forderungen, würden keine Angaben gemacht.

Fakt ist, in dem Insolvenzverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts Bochum unter HRA 3369 eingetragenen Wollschläger GmbH Co. KG soll es zu einer Abschlagverteilung kommen. Diese vorzeitige Ausschüttung eines Teilbetrags an die Gläubiger ist eher ungewöhnlich. Möglich ist sie dann, so das Insolvenzrecht, „wenn dafür genügend Barmittel zur Verfügung stehen“.

Wollschläger GmbH schuldet Gläubigern knapp 40 Millionen Euro

Und die gibt es offenbar. Knapp acht Millionen Euro stehen für die Verteilung an die Gläubiger zur Verfügung, wie den Insolvenzbekanntmachungen zu entnehmen ist. Dies entspricht etwa einem Fünftel der Forderungen aller Gläubiger. Knapp 40 Millionen Euro ist Wollschläger diversen Unternehmen noch schuldig. Sollte der Gläubigerausschuss zustimmen, wird ein Teil der Forderungen schon vor Abschluss des Verfahrens erstattet.

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Wollschläger gehörte nach eigenen Angaben zu den „größten Handelshäusern in Deutschland für qualitativ hochwertige Produktgruppen der Werkzeug- und Schweißtechnik, Arbeitsschutz, Betriebseinrichtungen und Antriebstechnik“. Erst eineinhalb Jahre vor der Insolvenz war das Familienunternehmen mit seinem bis zu 80.000 unterschiedliche Teile umfassenden Lager aus Langendreer nach Hamme umgezogen.

Anfang 2023 hatte es bereits Bewegung in einem anderen Insolvenzverfahren einer Wollschläger-Firma gegeben. In dem Verfahren gegen die FBW Verwaltungs GmbH wurde der Schlussverteilung zugestimmt. Als Insolvenzmasse standen dabei 9,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Frage, wie hoch die Insolvenzquote ist, also der Anteil der Forderungen der Gläubiger, ließ der Insolvenzverwalter ebenso unbeantwortet wie die Höhe der Forderungen.

580 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz

Wollschläger hatte im Ende Juli 2016 überraschend Insolvenz angemeldet. Betroffen vom Aus waren damals etwa 580 Beschäftigte. 100 von ihnen waren in den Wochen nach der Schließung des Hauptstandorts an der Carolinenglückstraße im Stadtteil Hamme noch damit beschäftigt, das Unternehmen abzuwickeln. Zerschlagen hatte sich zu diesem Zeitpunkt die Übernahme von Wollschläger durch ein anderes Unternehmen. Das börsennotierte Handelsunternehmen Sanistaal aus dem dänischen Aalborg hatte sein Übernahmeangebot kurzfristig zurückgezogen.

Die Dänen waren der letzte verbliebene Interessent an dem Unternehmen, das 1946 gegründet wurde und das Gründersohn Frank Wollschläger von einem kleinen Betrieb mit 25 Beschäftigten zu einem europaweit tätigen Unternehmen entwickelte. Die gesamte Gruppe, zu der auch die nicht von der Insolvenz betroffene Vertriebs- und Servicegesellschaft Hommel gehört, hatte 2014 einen Umsatz von 243 Millionen Euro erzielt, davon allein 222 Millionen Euro in Deutschland. Allerdings hat sie das Geschäftsjahr mit einem Minus von 32,5 Millionen Euro abgeschlossen. Für die Jahre 2015 und 2016 hatte es „ein positives Ergebnis angestrebt“, wie es im Mitte Juli 2015 erstellten Jahresabschluss für 2014 heißt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 1040 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.