Bochum. Über Geld spricht man nicht? Von wegen! Esther Münch rechnet als Putzfrau Walli mit der Finanzwelt ab. Einen Politiker hat sie besonders gern...

„Walli for Kanzler!“, wirbt sie zum Finale. Waltraud Ehlert bringt sich als neue Regierungschefin in Stellung. Zuvor will sie im Berliner Machtzentrum mal ordentlich durchwischen. Denn vieles stinke dort zum Himmel, auch und gerade, wenn’s ums Geld geht, zürnt Bochums bekannteste Reinigungsfachkraft.

„Kohle, Chipse und Moneten“, heißt das neue Programm, für das Esther Münch in ihre Paraderolle als Putzfrau Walli schlüpft. Am vergangenen Wochenende war – traditionell – Premiere im Haus Spitz in Stiepel. 360 Besucher blickten an drei Abenden hinter die düsteren Kulissen der internationalen Finanzwelt.

„Walli“ in Bochum: Von Altersmilde ist keine Spur

Es ist das 19. Solostück, das Esther Münch geschrieben hat. Von Altersmilde ist auch mit 64 Jahren keine Spur. Im Gegenteil. Längst verkörpert Walli mehr politisch-gesellschaftskritisches Kabarett denn platte Ruhrpott-Folklore. Akribisch ist ihre Recherche, schonungslos ihre Abrechnung mit den Mächtigen, bedingungslos ihre Solidarität mit den Ohnmächtigen.

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War es vor einem Jahr die Kirche („Ich glaub’ nich“), geißelt Esther Münch nun die globale Geldgier. Nach einem wilden Ritt durch die Geschichte des „Zasters“ von König Krösus bis Alexander dem Großen („Der hat vor und nach jeder Schlacht gesoffen. Damit hätte er auch VfL-Fan sein können“) widmet sich Walli dem pekuniären Hier und Jetzt.

Finanzminister Lindner kriegt sein Fett weg

Alle, die es angeht, kriegen ihr Fett weg: von den Dax-Chefs, die das 96-Fache eines Angestellten einsackten, über die angeblich raffsüchtigen Banken bis zum Finanzminister Christian Lindner, den Frau Ehlert aber mal so richtig liebgewonnen hat. Ihre Flüche gen FDP und Berlin sind an dieser Stelle nicht zitierfähig. Vergleichsweise harmlos ist dieses Lindner-Bashing: „Der Haarverpflanzte“ sehe die Armut in Deutschland nicht. „Dafür ist sein Auto zu tief.“

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Der selbst ernannten Mischung aus d’Artagnan und Robin Hood gelingt es, die sperrige Thematik Finanzwirtschaft auf Walli-Art nahezubringen. Das ist über weite Strecken alles andere als lustig. Selten, vielleicht noch nie gab es in einem Walli-Programm so wenige Lacher. Bezahlt macht sich ein Besuch gleichwohl. Allein schon des Protestsongs als Schluss- und Höhepunkt wegen. Besonders bemerkenswert: Strophe 11. „Wie du’s wendest, drehst und biegst, ist es niemaks ein Grund dafür, dass du dich schmiegst, an Lügner, Betrüger, Populisten, denn die Flagge ist blau, die die Braunen hissten.“

Die nächsten Termine für „Kohle, Chipse und Moneten“ sind am 17. und 18. November bei Kolping Westenfeld, vom 12. bis 14. Januar 2024 im Theater Zauberkasten sowie am 31. Januar und 21. Februar 2024 im Varieté et cetera. Infos: esther-muench.de